Chercher le bonheur sans écraser les autres.

Dem Blog liegt meine subjektive Wahrnehmung zu Grunde - ich werde mein Bestes geben, um keine Stereotype und Klischees zu bedienen. Doch kann ich hier nur ein begrenztes Bild von Kamerun wiedergeben und spreche keinesfalls für ganz Afrika... N'oublions pas la diversité!

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Last but not Least!



Last but not Least!
(meine neue Blog-Kategorie, die ich einführen möchte für interessante Unterschiede oder Auffälligkeiten, die ich Euch gerne mitgeben möchte)

-         Es gibt hier nirgendwo Straßen. Das mag dem ein oder anderem schon aufgefallen sein, wenn Ihr mich nach meiner Adresse gefragt habt und ich nur eine Postbox angeben konnte. Die Bezirke haben demnach eine viel größere Wichtigkeit und gliedern sich wiederum in viele kleinere unter. Witzig wird es dann, wenn man wie z.B. eine Lehrerin an meiner Schule einen Bankaccount eröffnen möchte und dafür aber gewisse Kontaktangaben machen muss… meist endet solch eine schöne Situation damit, dass die betroffene Person ihre künstlerischen Fähigkeiten ausbauen darf, indem sie eine Skizze ihrer Umgebung zeichnet. Man  orientiert sich dann teils an auffälligen Pflanzen, kleinen Lebensmittelstores oder zählt die Kreuzungen bis zum Haus von der Hauptstraße bzw. großen Treffpunkten wie Kirche, Post Office oder ähnliches ab.

-         BMT, die berühmt berüchtigte „Black Man Time“ (von den Kamerunern oder allgemein Afrikanern erfundener Ausdruck!). Bevor ich hierhin kam wurde mir schon zigmal nahegelegt mich in Geduldigkeit zu verbessern, da ja jeder das Klischee kennt, in Afrika gehe alles viel langsamer: „In Europa haben sie die Uhr und in Afrika die Zeit“. Tja es hat sich bewahrheitet und zwar in großem Stil… Wie ich euch meines Erachtens schon mal berichtet habe beginnt selbst die Schule nicht on time. Der eigentlich auf 8h angesetzte Unterricht kann frühestens ab halb 9h oder kurz vor 9h beginnen, da gegen 8h erst die Schulbusse losfahren, die die Kinder sowie Lehrer zur Schule hochfahren. Vor 2 Wochen waren Laura und ich auf einer kulturellen Feier der Manyu („Stamm“ aus Mamfé). Auf der Einladung stand „Time: 12:00 pm PROMPT!“. Tja, Laura und ich waren dann auch um 12pm prompt da, wie es uns befohlen wurde, doch leider hat die Feier dann tatsächlich erst um 18:00h angefangen – eine Unverschämtheit, wenn man bedenkt dass vorher noch gaar nichts los war. Beschwerdegrund für viele kamerunische Mitwartende war dann vor allem, dass kein Essen da war, denn Essen ist hier so ungefähr das Ein und Alles bei jedem Anlass. Unser Chef Mr. Orock macht das dann immer ganz geschickt und lässt sich von seinem persönlichen Driver erst dann zum Event fahren, wenn er telefonisch abgeklärt hat, dass alle wichtigen Leute eingetroffen sind und die Veranstaltung also losgehen kann. Dies geht natürlich nur, weil er selbst angesehen genug ist.
Gestern waren wir das erste Mal auf einem kamerunischen Musikkonzert (relativ selten, da hier fast überall nur nigerianische Popmusik gehört wird). Auf dem Ticket stand 18:30h. Unsere Gruppe von Freiwilligen und kamerunischen Freunden geht in der Erwartung, dass in den ersten 3 Stunden eh noch nichts läuft, erst um 21:00h hin und wir werden ein bisschen belächelt als man uns klar macht, dass es sich noch mind. um 1-2 Stunden handelt. (Hauptgrund war anscheinend, dass erst ungefähr ein Fünftel der Karten verkauft wurde, da muss man halt noch ein paar Stunden Werbung dazwischen schieben haha).
Achja, die Kameruner. Man kann diesen Unterschied im Zeitgefühl schon mit Humor nehmen, aber passt sich auch ganz gut an. Jeder, der mich aus Deutschland kennt, weiß, dass ich ohnehin gerne dazu neige das Haus um die Uhrzeit zu verlassen, zu der ich eigentlich schon am anderen Ende der Stadt sein soll. So dürft ihr euch gerne schon mal auf eine Lara mit afrikanischem Zeitgefühl gefasst machen ;-) .


-         Anfangs habe ich Manches stark unterschätzt und gedacht „es gibt da drüben doch nichts“. Wenn ich mich z.B. mal versuche wieder in meine allererste Woche in Kamerun reinzudenken, dann fällt mir auf, dass ich doch sehr erstaunt war, als unser Koodinator mit sehr guten Schuhen daher kam. Es ist vielleicht lächerlich, aber ich hatte doch wirklich so in etwa die Vorstellung, dass es hier hauptsächlich Second-Hand-Ware gibt. Auch wurde uns auf dem Vorbereitungsseminar ein Film über den Markthandel in Afrika gezeigt und wir haben gesehen, dass unsere Altkleidersammlungen dann an Marktfrauen z.B. auch in Kamerun weiterverkauft werden. So kam irgendwie mein skurriles Bild zustande, dass es hier keine modernen und guten Klamotten auf den Märkten gäbe. Gut, an der Qualität ist teils wirklich zu zweifeln, aber man findet hier nicht nur Einzelstücke von guten Marken aus Europa oder Amerika.
Auch überrascht war ich, dass man in Buea in den kleinen Straßenstores alles finden kann wie z.B. technische Geräte, Kosmetika etc. Oft bleibt es aber auch importierte billigere Ware, die nicht so lange hält (wie Handys etc. aus China).
Wir haben einen winzigen extrem überteuerten Supermarkt „Heartland“ in der Stadt, den man sich eigentlich echt nicht leisten kann. An Christmasschmuck wird dort nicht gespart, es ist sauber und alles, aber man findet dann doch gar keine Menschen dort drin oder vereinzelt einen weißen Menschen. (Verzeiht mir, dass ich in der politisch inkorrekten „Weiße“- und „Schwarze“-Sprache spreche, aber das gewöhnt man sich hier viel zu schnell an, wenn man die ganze Zeit nur die namenlose Weiße ist und die Kameruner sich auch nicht die Mühe machen andere Begriffe zu verwenden.)

-         Die Kinder hier haben alle unterschiedliche Schulrucksäcke, meist aus China mit vielen Serien (wie High School Musical oder so) und Stars drauf. So kommt es auch, dass Jungs oft rosafarbene Blümchen- oder Barbie-Schulränzen haben und niemand sich dafür schämt. Ich bekomme hier generell das Gefühl, dass hier eine große Vielfalt herrscht, was Klamotten und Dinge des täglichen Gebrauchs angeht: Marken dominieren nicht so sehr wie in Europa, auch wenn 20-jährige Jungs hier beispielsweise dennoch gerne WATA BI-Cappies tragen.
Witzig ist auch, dass mit Schrift bedruckte T-shirts ziemlich cool kommen, aber die Leute selbst nie wissen, was eigentlich drauf steht, da es meist auf deutsch, niederländisch, oder chinesisch ist. Gestern auf dem Konzert trug ein Junge eins mit „Strafe muss sein!“ und dachte es sei ein romantischer Spruch.

-         Vor ein paar Tagen war ich im Friseursalon und habe festgestellt, dass das hier ein ganz ansehnlicher Beruf ist… Ca. 15.000 CFA (= ca. 22 Euro) Tageseinkommen, während die Lehrer bei uns an der Privatschule 25.000 (= ca. 37 Euro) -30.000 CFA (Head teacher) IM MONAT bekommen! Das muss man sich mal vorstellen. Es ist auch ganz merkwürdig, aber Lehrer an Privatschulen verdienen weniger als an staatlichen, was damit zusammenhängt, dass die besseren und erfahrensten an die staatlichen Schulen kommen. Gerade nach dem Studium hat ein Lehramtsstudent eigentlich noch gar keine Chance an den Governent Schools genommen zu werden. Nach mehreren Jahren im Dienst ändert sich das dann mit sehr viel Glück vielleicht. Auch fangen die meisten automatisch erstmal in der Nursery School mit unterrichten an.
Kindergarten ist hier schon wie eine Art Schule aufgebaut. Die Kinder lernen spielerisch die Zahlen, Farben, Buchstaben, und Zusammenhänge von Bildern und Mustern zu erschließen. In Deutschland ist Kindergarten und Grundschule in meinen Augen viel unabhängiger voneinander und die erste Klasse baut nicht wirklich auf dem Kindergarten auf. Hier soll man 3-4 Jahre Nursery School-„Unterricht“ gehabt haben und es gibt sogar Examen mit Noten für die Kinder. Ich kenne noch nicht mal aus meiner Grundschulzeit Noten, da bis zur 4. Klasse nur mit Kommentaren bewertet wurde!

-         Häufig werde ich als „Maitisse“ bezeichnet, da die Menschen mich auf Grund meiner nicht ganz weißen Haut manchmal für eine Halbafrikanerin halten. Nachvollziehen konnte ich das anfangs zwar noch gar nicht (in Europa gehe ich zwar des Öfteren als Südländerin aus Frankreich oder Italien durch, aber afrikanisch seh ich nun wirklich nicht aus), doch dann habe ich die ein oder anderen „fale babies“ gesehen. Ihre Hautfarbe ähnelt meiner dann tatsächlich.
Vor zwei Tagen habe ich mir meine Haare in einem afrikanischen Style an den Kopf flechten lassen (sie nennen es hier „Ghana brick/brack“ oder so), sodass sich der Maitisse-Eindruck der Leute auf der Straße verstärkt, was ich aber ganz witzig finde. Ich erfinde mir dann ab und an vor Fremden, die mich eh nicht kennen, eine neue Identität und gehe als kamerunisch-französiche Freiwillige durch (für französisch werde ich eh gehalten, da sie sich anders nicht erklären können, dass mein französisch so gut sei).

Freitag, 30. November 2012

A de fino ! - Mir geht's gut !



So liebe Leute, erst einmal ein großes Sorry! Ich komme in letzter Zeit kaum mehr hinterher mit dem Blogschreiben. Versuchen wir also mal im Schnelldurchlauf die letzten anderthalb Monate revue passieren zu lassen…
Mittlerweile sind wir ziemlich viele Freiwillige hier. Nicht nur in Buea, das war ja schon von Anfang an die freiwilligenbevölkerungsreichste Stadt des Landes, nein jetzt tummeln sich auch in meinem Projekt viele rum. Yannick und ich von der GIZ für ein Jahr, dann Rachel, die Amerikanerin für 9 Monate und es sind noch 2 holländische Mädels – Johanna und Laura – dazu gekommen, die 6-9 Monate bleiben. Wir versuchen uns nun ein bisschen aufzuteilen, sodass manche hier mehr in der Bibliothek arbeiten und immer nur 2 Leute pro Tag Sportunterricht geben. Außerdem ist Mr. Orock (Chef) nun auf die Idee einer „Creative Mind Corner“ gekommen. D.h., dass wir eine Ecke der Bibliothek umfunktionieren, sie wird abgetrennt und Klasse 1 & 2, die normalerweise gar keinen bzw. eingeschränkten Zutritt zu diesem Gebäude haben, dürfen dort ihrer Phantasie freien Lauf lassen und malen/basteln was sie wollen. Glücklicherweise hat unser Chef eine ganze Reihe von internationalen Sponsoren aus Amerika, China, den Niederlanden etc., sodass wir uns über Materialien nicht beklagen können. Ich freue mich sehr, wenn wir diese Idee nun bald in die Tat umsetzen können!
Mein Unterricht nimmt mittlerweile mehr Form und Struktur an. 2 mal die Woche gebe ich vormittags Sportunterricht (Klasse 1-3). 3x die Woche nachmittags Deutschunterricht (Klasse 5a, 5b, 6). Dienstags gebe ich eine Library Lesson und wenn die Creative Corner fertig installiert ist, werde ich die jüngeren Kinder dort in den Pausen (11h-12h) betreuen. In der restlichen Zeit mache ich Remedial Reading (eine Art Lese- und Schreibnachhilfe, manchmal auch Mathe). Und dann gibt es da noch die Simo-Familie, die frankophon ist und ein Mädchen in Grade 1, eine in Grade 2, und zwei Mädels und einen Jungen in Grade 4 hat. Die jüngeren können ganz gut Englisch, in Klasse 4 die drei allerdings kein Stück, sodass ich ihnen erst einmal eine grundlegende Basis in der Sprache verschaffen möchte, damit sie dem Unterricht besser folgen können (im Moment verstehen sie höchstens Mathe ein bisschen). Ich bin immer noch dabei meine Unterrichtsmethoden zu verbessern, bin aber auch für jede Idee Eurerseits dankbar – es ist nämlich gar nicht so einfach eine Sprache so beizubringen, dass der restliche Unterricht verstanden wird. Anfangs hatte ich noch ein paar Probleme im Sekundentakt zwischen Englisch und Französisch hin und her zu switchen, aber mittlerweile läuft das ganz gut. Die frankophone Bibliothekarin kommt mir auch ab und an zur Hilfe.
Zu den Lehrern habe ich jetzt auch einen viel besseren Draht. Ich habe zwar meine Lieblingslehrer (Z.B. Mme Emma, sie ist ein bisschen wie eine Mami und ich kann ihr sehr gut vertrauen und Mister Edwin – die einzigen beiden, wo ich sicher sein kann, dass sie nie schlagen würden), aber mit jedem einzelnen Lehrer komme ich nun gut zurecht und habe auch einen persönlichen Draht, was ich mir anfangs absolut nicht vorstellen konnte, da gerade die Frauen (das Lehrerkollegium wird eigtl nur von Frauen dominiert… sagen wir im Verhältnis 20:4) etwas misstrauisch waren. Da habe ich den anderen Freiwilligen etwas voraus, was aber auch einfach daran liegt, dass ich sehr darauf achte niemanden zu vernachlässigen und jedem mal im Unterricht beim korrigieren zu helfen, oder auch einfach nur aus Interesse in den Pausen zum Quatschen vorbeizukommen und an ihrem Leben teilzunehmen.

Ich schweife schon wieder ab. Also weiter mit den letzten Ereignissen:
Die amerikanische Präsidentschaftswahl wurde ein großes Ereignis hier… zum einen vielleicht, da wir Rachel unter uns haben, zum anderen, weil ich brennend interessiert war und aber auch weil sich eine Neuigkeit in unserer Schule wie ein Lauffeuer verbreiten kann. Jedenfalls habe ich zwei Tage vor der Wahl mit Mme Bessem (Klasse 1-Lehrerin) den Beschluss gefasst einen Obama-Fan-Club zu gründen. Am nächsten Tag malten wir Poster und ich konnte zahlreiche weitere Schüler und Lehrer (sogar Driver der Schule) motivieren mitzumachen. Manchmal musste man dann erstmal erklären wer Obama ist, aber am Ende hatten wir quasi die ganze Schule im Nacken. Fast alle die etwas Ahnung hatten waren hier in meiner Umgebung für Obama. Ich habe höchstens Schlechtes wegen seiner Homosexualitäts-Kampagne gehört, konnte dann aber mit noch mehr schlechten Stories  von Romnies Seite kontern und sie davon überzeugen, dass die Einstellung zu Armut und zur Mittelschicht (breitere Masse der Bevölkerung hier wie Ihr Euch vorstellen könnt) doch weitaus wichtiger ist. In der Wahlnacht hat keiner der Freiwilligen ein Auge zugetan und wir haben alles bei der Familie des Chefs auf einer großen Leinwand verfolgen können.

Noch zum Projekt: Das School-on-wheels-Programm hat nun finally begonnen… es findet nun 4x die Woche in 4 unterschiedlichen Dörfern in Buea statt. Jeder Freiwillige geht ca. 1-2x momentan und gibt Kindern unterschiedlichster Klassen Mathe- und Englischnachhilfe. Oft sind es Waisenkinder, oder auch Kinder von anderen Schulen, die unterrichtet werden. Bis jetzt macht es viel Spaß, schade ist nur, dass wir meist keine Tische haben und wenig Schulutensilien. Auch die Lehrer werden nicht vergütet, sodass es noch an ihrer Motivation und Bereitschaft mangelt. Aber das alles soll verbessert werden.

Hatte ich schon von Miracle erzählt? Sie ist die 2 Monate alte Tochter des Chief-Schoolbusdrivers, Aloys, die ich in meinen ersten Wochen kennengelernt habe. Ich besuche sie regelmäßig, da Aloys auch direkt neben der Schule wohnt. Mittlerweile gehöre ich schon quasi zur Familie, habe die Oma kennengelernt und bin im persönlichen Fotoalbum verewigt =). Aber das Süßeste ist, dass sie ihr dann meinen Namen Louisa gegeben haben und sie seitdem tatsächlich als Miracle Louisa bekannt ist! Das Mädchen ist unglaublich süß und die Mutter Dina auch eine Liebe. Ihr bringe ich deutsche Kinderlieder bei, da sie möchte, dass Miracle irgendwann mal Deutschland besuchen kommt. Vielleicht wird sie so was wie eine Art Patenkind von mir hehe.

Traurig ist, dass der Ehemann von Mme Béatrice (Lehrerin in Jamadianle) vor Kurzem gestorben ist. Gerade 5 Monate zuvor hatten die beiden geheiratet, was meine Vorgängerin Amelie auch alles hautnah miterleben durfte. Er hatte einfach Typhus und Malaria zusammen (ziemlich häufig hier), wurde dann zusätzlich falsch auf Asthma behandelt, was sein Körper dann nicht mehr mitgemacht hat. Sowas passiert hier viel zu häufig, deshalb nehme ich jede Krankheit in meinem Bekanntenkreis auch sehr ernst. Es ist unglaublich wie viele Waisen es gibt. Mr. Orock, mein Chef, z.B. hat ja auch 5 Kinder aus seiner Familie adoptiert, da die meisten seiner Geschwister gestorben sind. Oft mangelt es dann an Geld für die Behandlung, oder es gibt falsche bzw. gar keine Diagnosen. Das macht einen sehr traurig.
Hannah, die Freiwillige, die mit mir zusammen wohnt, arbeitet in der School for the Deaf. Es ist echt unglaublich wie viele Kinder hier nicht hören und richtig sprechen können, aber  oft wird nichts direkt unternommen. Logopäden gibt es auch keine, sodass sich schwerwiegende Sprachfehler viel schneller entwickeln können.

Nirgendwo ist alles rosig.



Vielleicht hattet ihr in den letzten Einträgen den Eindruck, dass alles hier so rosig sei. Das ist es natürlich nicht und ich werde immer nachdenklicher was bestimmte Themen angeht. Es ist nur schwer das alles realitätsnah in einem Blog wiederzugeben. Um Euch einen kurzen Einblick zu geben:
-         Schlagen ist in Familien und Schulen sehr sehr üblich und auch wenn Jamadianle eine Privatschule ist, die das ausdrücklich verbietet, wird das von den Lehrern nicht immer respektiert. Der Großteil des Kollegiums wurde vor meinen Augen schon handgreiflich, auch die Busfahrer. Es ist schwer ihnen klarzumachen, dass es auch andere Wege und Möglichkeiten gibt, den Kindern gutes Verhalten beizubringen, denn dann kommt immer der Satz: „Yes, but you know, African children are different than White ones… more violent.“ So ein Schwachsinn kann ich nur sagen. Aber gut, wir arbeiten daran. In Mme Emmas Klasse 5 haben wir neulich im Fach Moral Education (ja so was gibt es hier in der Grundschule!!) über „Abuse of Children’s Rights“ gesprochen. Als ich von Europa berichten sollte und erklärt habe, dass ich nie geschlagen wurde, da kamen ganz viele interessante Fragen der Kinder. Auf der einen Seite schockierend, da sie sich ein Leben ohne geschlagen werden nicht vorstellen können, aber es war auch einfach so gut unterschiedliche Erfahrungen auszutauschen. Und ich denke es ist schon möglich, dass sich auch hier etwas ändern kann, so wie sich in Deutschland ja auch von einer Generation zur nächsten die Erziehungsmethoden geändert haben… Ich habe angefangen die Canes (Art Schläuche, die eigtl. zum Verbinden von Gasflasche und Herd gedacht sind, aber in den Schulen überall zu einer Art Peitsche umfunktioniert werden) in den Klassen einzusammeln und habe mittlerweile schon eine schöne Collection zu Hause. Ich weiß nicht wieviele Konversationen ich schon mit einzelnen Personen übers Schlagen geführt habe und wie bitter sie wurden. Doch heute z.B. hatte ich fast den Eindruck als hätte ich den ICT-Teacher ein kleines bisschen überzeugen können. Nachdem er geleugnet hatte das Kabel dabei zu haben (das ich gestern noch bei ihm auf dem Tisch habe liegen sehen), hat er es mir nach 50 Minuten mehr oder weniger friedlicher Diskussion freiwillig ausgehändigt. Wir Freiwilligen planen nach Weihnachten mal eine Art Seminar zu veranstalten, in dem wir über andere Methoden des Zurechtweisens diskutieren können. Dafür brauchen wir aber noch viel Vorbereitung und vor allem Erfahrungsberichte von Lehrern, da wir alle ja nicht ausgebildet sind und unser Unterricht hier anders aussieht als der von den Lehrern. (Die Kinder sehen uns oft als Spielgefährte und scherzen auch oft mir uns.) - Über Ideen von Euch sind wir sehr dankbar!
-         Ein weiteres Thema ist die Kinderarbeit, wenn ich es mal so nennen darf. Bei uns in der Schule gibt es zwei, drei Fälle, wo Kinder kaum zum Unterricht erscheinen, da sie arbeiten müssen. Das sieht dann ungefähr so aus, dass sie dienstags, mittwochs und freitags nicht auftauchen, da genau dies die Markttage in der Umgebung sind. 3 Lehrerinnen haben sich neulich mal auf den Weg gemacht und die Kinder beim Verkaufen aufgesucht, aber die Eltern streiten alles ab, lassen die Kinder 2 Wochen zum Unterricht gehen und dann fängt alles von neu an. Ein trauriges Spiel, gerade wenn genau diese Schüler dann die Exams verpatzen.
-         Was mir absolut nicht aus dem Kopf geht ist dann noch das Thema rund ums Geld. Geld dominiert hier einfach alles – viele Freundschaften und fast jede „Liebes“-Beziehung…
Kamerunische Frauen haben da echt eine andere Einstellungen zu Männern als wir oder ich persönlich es aus meinem Umfeld in Deutschland gewohnt bin: Sie verlangen, verlangen und verlangen. Wenn der Mann dann knapp bei Kasse ist und nichts mehr großartiges bieten kann, dann wird es kritisch. Wollen sie ein Haus und der Freund kann es nicht kaufen, dann suchen sie so lange, bis sie einen finden, der es kann, egal ob Gefühle mit im Spiel sind oder nicht. Ich will das jetzt nicht verallgemeinern, aber ich habe jetzt schon so oft von Intrigen und verlassenen Jungs gehört, wo sich das genau so ab gespielt hat, da können die Mädels noch so intelligent sein.
Ich will jetzt niemandem Angst machen, aber ein Sohn des Chefs hat z.B. seinen Cousin verloren, da dieser in Europa Geld gemacht hat und zurückkam, um sein neugeborenes Kind und seine Frau zu besuchen. Die Eifersucht seiner Freunde hat ihn wortwörtlich umgebracht und das ist leider auch nicht das einzige mal, dass ich davon gehört habe. Man muss hier einfach sehr gut aufpassen, wem man vertrauen kann, denn selbst die engsten Menschen um einen herum haben dann doch noch andere Absichten. Und generell gilt hier die Phrase: Weißer = Geld. Da können wir auch Volunteers ohne jegliche Ausbildung und mit nichts in der Hand sein, das ändert nichts. Überall wird erstmal der „Weißen-Preis“ verlangt, und das mit Gelächter. Von vielen Bekannten und sogar Lehrern in der Schule wird um Geld gebeten. Man möchte dann nicht unverschämt sein, wenn sie z.B. sagen, dass sie sonst nicht zu einer Beerdigung fahren können oder ähnliches, auf der anderen Seite muss man gut aufpassen, da es sich schnell rumspricht, wenn man einmal hilft und sich eine gewisse Erwartungshaltung von Seiten aller Bekannten entwickelt.
Aber es sind nicht alle so und viele denken auch um, wenn man ihnen einmal erklärt hat, dass wir selbst noch nichts verdienen und keine Millionäre sind.

Sonntag, 21. Oktober 2012

Vier Geburtstage, der deutsche Nationalfeiertag, World Teacher’s Day und Exam Week



Vorletzte Woche hieß es bei uns feiern feiern und nochmal feiern, da vier Freiwillige innerhalb von 4 Tagen Geburtstag hatten (Joseph Donnerstag, Julia Samstag und Janis und Jasmin Sonntag). Da Buea und Limbe aufgrund der Lage am Meer und der vielen Freiwilligen vor Ort am praktischsten waren empfingen wir die anderen Volunteers, die in ganz Kamerun verteilt sind, donnerstags bei uns zu Hause, wo sie ein paar Tage übernachten konnten. Freitag auf Samstag verbrachten wir dann alle gemeinsam in Limbe und tanzten in Julias Geburtstag rein. Nach einer eher kurzen Nacht machten wir uns dann alle auf den Weg zum Strand… für mich zum ersten Mal – finally! Es war wunderschön. Wir hatten uns den Tsaben Beach ausgeguckt, der zwar etwas außerhalb liegt, aber dafür nicht so touristisch ist. Einen Sandstrand darf man sich zwar nicht darunter vorstellen, eher Steine, die das Meer säumen, dafür war das Wasser aber umso toller: ganz klar und weich sodass wir gut hinausschwimmen konnten. Bantu, ein Künstler und Schmuckherrsteller aus Limbe hat mit seinen Freunden Gitarre gespielt und uns kamerunischen Rap vorgeführt und so war die Atmosphäre echt nett. Schließlich gab es sogar Kuchen aus irgendeiner kamerunischen Bäckerei – etwas gewöhnungsbedürftig und wir sind uns immer noch unschlüssig darüber, ob er nicht teilweise abgelaufen war haha. Aber gut, die Mühe zählt.
Nachmittags ging es mit allen zurück nach Buea, wo die Party im anderen Freiwilligenhaus weitergehen sollte. Arnold, ein kamerunischer Freund aus Douala hat uns alle mit Spaghetti und einer verdammt leckeren Avocado-Creme bekocht und wir haben uns alle gut bei Laune gehalten, ein bisschen kamerunischen Alkohol probiert (z.B. Kaffee-Whiskey in abgepackten kleinen Tüten, oder Booster – Alkohol-Gemisch mit Pamplemousse/Pinacolada) und viel getanzt. Gegen 7 Uhr morgens haben Hannah, Tim (Freiwilliger aus Bamenda) und ich uns dann auf den Weg nach Hause gemacht und vorm Schlafen gehen noch mal eben schnell gefrühstückt – falsche Reihenfolge? ach waaaas! =D Der Sonntag war nach dem doch sehr anstrengenden Wochenende dann eher mal ruhiger.

Viel Unterricht mussten wir letzte Woche nicht geben, da wir nur Anfang der Woche in der Schule waren und ab Mittwoch von unserem Chef frei bekommen haben… der deutsche Nationalfeiertag hat in Kamerun gefühlt noch mehr Ansehen als in Deutschland selbst. Am Mittwoch sind wir deutschen Buea-Freiwilligen nämlich auf schriftliche Einladung der deutschen Botschaft in Yaoundé in die Hauptstadt gefahren, um der abendlichen Feier im Hilton Hotel beizuwohnen. Ein Riesenspektakel war das. Gutes Essen, kostenlose Getränke und sogar Kameruner, die dafür bezahlt wurden in GIZ-Kleidern zu posieren. Witzig war vor allem, dass man den Eindruck hatte, die Kameruner trugen generell eher westliche Kleidung, wohingegen wir Freiwilligen uns traditionellere Kleider hatten schneidern lassen (bald Fotos dazu).

Am nächsten Vormittag musste ich Yaoundé dann aber auch leider schon wieder verlassen (trotz 6-stündiger Tour hin- und zurück), da Freitag World Teacher’s Day war und in Buea gefeiert wurde.
Der Tag war wirklich sehr spannend. Erst einmal fand ich beeindruckend, wie viel Anerkennung die Lehrer an diesem Tag bekommen haben. Es gab ein extra Outfit, das jeder Lehrer tragen sollte (Rachel, die Amerikanerin, und ich haben uns für die T-shirt-Variante mit schwarzem Rock entschieden, was für einmal tragen auch Aufwand genug war). Wir waren verblüfft was für extravagante und unterschiedliche Roben sich die Lehrerinnen aus ein und demselben Stoff haben schneidern lassen können.
Der Tag sah also wie folgt aus: Um 10.00h versammelten sich alle Schulen aus Buea am Bongo Square in einer Art Open-Air-Halle. Wir warteten gemeinsam auf den Governor Bueas, hörten viele interessante Reden über das Lehrersein und seine Bedeutung, einigen Gesang und schließlich gab es eine große Parade in der wir mit marschieren durften. Es war richtig nett die Lehrer mal außerhalb der Schule zu erleben. Eine Lehrerin ludt uns dann auch auf einen Apperitif bei sich zu Hause ein, sodass wir ihren Ehemann und Kinder kennenlernen konnten.
Nachmittags ging es weiter zu unserer Schule, wo schon das Essen wartete. Bis alle eintrafen vergingen zwar ein paar Stunden, aber das war nicht so tragisch. Es lief gute Musik und quasi jeder, der in irgendeinem Sinne für unsere Schule arbeitet (sei es als Lehrer, Schulbus-Driver, Bibliothekarin, Köchin oder UAC-Mitarbeiter) tanzte ohne Hemmungen. Genau dieser Aspekt gefällt mir so gut an der kamerunischen Kultur: Jeder ist so unglaublich offen, scheut sich vor nichts und lässt sich gehen. Dann kam der Chef unserer Organisation Mr. Orock und seine Frau und das „ernstere“ Programm begann. Es wurden erneut ein paar Vorträge gehalten und von den unterschiedlichen Erfahrungen des Teacher’s Day berichtet. Ich wurde dazu angehalten im Namen aller Freiwilligen an unserer Schule zu berichten, wie ich den Vormittag wahrgenommen hatte, was mich auf Englisch zwar etwas Überwindung kostetete, aber dann doch ganz glatt lief J, und dann ging es in den Tanzabend über, den vier Lehrerpaare (unter anderem ich mit dem Klasse 6-Lehrer) eröffnen sollten.
Ich denke uns allen tat dieser Nachmittag/Abend sehr gut und ich konnte mich mit vielen Lehrern, zu denen ich vorher noch nicht so direkten Kontakt gehabt hatte, annähern.
Gegen 21.00h wurde die Runde dann geschlossen und ein paar von uns zogen in eine Bar weiter (u.a. die Amerikanerin, mein Tutor, ein paar Driver, der Sohn unseres Chefs und Freunde), wo wir den Abend schön ausklingen lassen konnten.

Samstag habe ich mich dann nach Douala begeben. Eric Essam, der Vater meiner deutschen Freundin Paula (er ist Kameruner) kam freitags dort an und bleibt für ein paar Wochen, um seine Familie hier zu besuchen und die Projekte von seiner Organsaition Ident.Africa (für die Paula, ich und andere Freunde uns auch engagieren) im Norden zu betreuen. Ich besuchte also das Haus seiner Mutter, wo mich erstmal ein großes Essen (was jedoch „nur“ die Reste vom Vortag waren haha) erwartete. Ich habe mich dort sehr aufgehoben gefühlt und bin ganz froh nun ein paar so liebenswürdige Menschen besser kennengelernt zu haben, an die ich mich hier jederzeit wenden kann, wenn ich möchte. Leider bekam ich an dem Tag auch ziemliche Magendarm-Probleme, was meinem restlichen Douala-Aufenthalt ein wenig seinen Reiz nahm, da ich die meiste Zeit im Bett verbrachte und Medizin schluckte.
Als es mir Sonntag besser ging und ich mich bereit fühlte wieder aufrecht in einem Taxi zu sitzen, sind Hannah, Aaron und ich dann wieder zurück nach Buea gefahren.
Ab Montag habe ich dann aber glücklicherweise auch wieder Essen runter bekommen und der mehr oder weniger normale Schulalltag holte mich ein. Ich war so glücklich, die Kinder nach einer Woche wiederzusehen. Diese Woche ist allerdings kein normaler Unterricht angesagt, sondern jede Menge Exams stehen an der Tagesordnung… Jede Klasse (von 1 bis 6 also) muss in jedem einzelnen Fach getestet werden, was eine Menge Geduld, Disziplin und vor allem viiiiele Korrekturen erfordert. Aus diesem Grund reißen die Lehrer sich gerade schier darum, welche Volunteers zu ihnen in die Klasse assistieren kommen und ich versuche mich irgendwie aufzuteilen. Bisher hab ich die Erfahrung gemacht, dass die Examen doch ziemlich schwer für die Kinder sind, und nur wenige Erfolg haben. Die Lehrer beteuern aber, dass die Kinder bis zum Ende des Jahres so fit sind, dass keiner zurückversetzt werden muss. Da von nun an scheints alle sechs Wochen eine Exam-Week in der gesamten Schule stattfinden muss, kann ich mir das auch ganz gut vorstellen.

Donnerstag, 20. September 2012

L'air camerounais


It’s Buea now und mir gefällt’s gut! 7 Tage habe ich in dieser Stadt nun schon verbracht, und so langsam fühle ich mich doch tatsächlich in der Lage, sie meine Heimatstadt zu nennen.
Ich fühle mich wohl, die Freiwilligen-WG ist sehr entspannt – Hannah und Yannick (beides Deutsche und Letzterer ist mein Projektpartner) sind sehr nett, auch Yohe, der Japaner, der leider nur noch 2 Wochen bleiben wird. Aber dann kommen neue Freiwillige, denn wir haben auch noch ein Nachbar-Appartment, in das vor zwei Tagen bereits eine Amerikanerin namens Rachel gezogen ist.

Vielleicht fahre ich aber erst einmal weiter chronologisch fort…
Unser Seminar in Yaoundé endete mit einem kamerunischen Restaurantbesuch (ich lernte dort den wunderbaren Cassoroles-Saft kennen) und einem anschließenden Abend bei unserem Mentor André zu Hause. Wir machten einen Trommelkurs (u.a. Djembé) bei Shegall, ein sehr talentierter und vielseitiger Künstler, einen Tanzkurs, der wohl eher wie eine Lachnummer wirkte, uns aber sehr viel Spaß bereitete und wurden anschließend am letzten Tag unseren Tutoren, die uns ein Jahr durch Projekt und Wohnort begleiten werden, vorgestellt. Mein Tutor heißt Agbor Divine, wir nennen ihn nur Divine. Er ist ein entspannter Typ, auch wenn ich ihn am Anfang unterschätzt habe. Er gibt sich verdammt viel Mühe und auch das Gefühl stets willkommen zu sein.

Am Dienstag, dem 10. September hieß es dann erstmal vorläufigen Abschied von den anderen Freiwilligen nehmen, da wir alle in die unterschiedlichsten Ecken Kameruns zu unseren Einsatzorten gebracht wurden (neben Buea ging es für manche nach Limbe, Bamenda,  Bafoussam, Bamenda, Yaoundé, Mbalmayo). Die ca. 6-stündige Busfahrt  von Yaoundé über Douala nach Buea war sehr spannend und die Landschaft einfach nur enorm. Neben mir saß ein Kameruner, der schon fleißig englisch lernte, um in seinem neuen Arbeitsort (englischsprachig) zu recht zu kommen. Wenn man Hunger bekam, musste man einfach nur das Fenster aufmachen und passend Kleingeld heraushalten, da unzählige Marktfrauen mit Lebensmittelkörben auf den Köpfen herumliefen – Plantains (getrocknete Bananen), Coconuts, Schnecken, Top (Art Fanta)…
Als wir dann endlich in Buea ankamen brachte mich mein Tutor als allererstes zur Familie meines Chefs, Mr. Orock. Dort gab es Lunch und mir wurden ein paar zu viele Geschwister vorgestellt – die Hälfte sind allerdings „nur“ Cousins und Cousinen. Später, nachdem die anderen Freiwilligen mich begrüßt hatten, gingen wir das allererste Mal zum Markt hier, wo ich mich mit reichlich Früchten eingedeckt habe.
Mein erster Schultag kam… (Auf die Jamadianle School an sich werde ich später eingehen.) Ich durfte dem Unterricht in den drei ersten Klassen beiwohnen, lernte die frankophone (mein Glück!) Bibliothekarin Madame Érika kennen und durfte die Lesekenntnisse der älteren Schüler testen, damit wir in der Library wissen, für wen welche Bücher geeignet sind. Beim anschließenden Buea Town-Marktbesuch stellte ich fest, dass es schon gewisse Unterschiede zu Yaoundé gibt. Man wird zwar auch mit vielen Angeboten überhäuft, aber es ist weitaus angenehmer als in der Riesengroßstadt.
In den folgenden Tagen habe ich erstmal mein Zimmer eingerichtet (es sieht mittlerweile richtig wohnlich aus, und auch wenn die, die mich kennen, es nicht fassen werden: ES IST ORDENTLICH!). Wir hatten auch schon den ersten Wine-Coconut-Candlelight-Abend unter uns Freiwilligen, sehr romantisch, also ganz mein Fall =). Den ersten richtigen kamerunischen Club-Besuch habe ich auch schon hinter mir, denn Donnerstag sind wir ins Jupiter gegangen, da Lady’s Night war und wir dementsprechend nichts bezahlen mussten. Mir persönlich macht das Tanzen hier noch mal mehr Spaß als in Deutschland, da die Musik so genial ist – oftmals ein Mix aus traditionellerer afrikanischer Musik und nigerianischer/kamerunischer Popmusik (ich werde versuchen unten im Blog ein Musik-Tipp-Gadget einzurichten, damit Ihr in Europa auch ein bisschen kamerunischen Flair spüren könnt).

Am spannendsten wurde es zum Wochenende hin. Unsere WG tat sich mit allen anderen deutschen Freiwilligen aus Buea und der Umgebung (Limbe, Douala) zusammen und wir machten einen Ausflug ins Nachbardorf namens Tole. Dort gibt es einen wunderschönen Wasserfall. Aber alleine die fast 2-stündige Wanderung wäre die Mühe schon wert gewesen! Die Landschaft war unbeschreiblich. Der Südwesten ist einfach soo grün, aber ein ganz anderes Grün als wir es aus Europa kennen. Palmen und viele weitere Pflanzen breiten sich kilometerweit aus und man fühlt sich frei. Leider hatten wir ziemliches Pech mit dem Wetter. Es hat geschüttet wie sonst was. Aber wir waren ganz gut gewappnet. Ich hatte jedenfalls meine wunderschönen Gummistiefel und Regenjacke an und wurde daher auch mit etwas argwöhnischen Blicken von Kamerunern bedacht.
Nach dem wir heimgekommen waren, brachen wir nach Limbe in Richtung Atlantik auf. Das Meer ist wirklich nicht weit von hier. Einmal angekommen aßen wir den weltbesten Fisch in einem kleinen Restaurant. Ich bin von mir selbst auch ziemlich überrascht, da ich in Deutschland nie gerne Fisch gegessen habe. Aber mit dem Maniok und einer krass scharfen Soße war es sehr lecker!
In Limbe haben wir dann auch übernachtet – ich war bei Franzi zu Gast, die sich mit einer jungen Kamerunerin und derem Bruder eine WG teilt. Leider hatten wir am Sonntag abermals kein Glück mit dem Wetter, sodass es keinen Sinn machte zum Strand zu fahren. Jetzt habe ich also noch etwas worauf ich mich freuen kann wenn es übernächstes Wochenende wieder nach Limbe geht.

Hier ist einfach schon so viel passiert, obwohl ich doch gerade erst angekommen bin. Es ist ganz schwer die tollen Erfahrungen und Erlebnisse einfach so runterzurasseln, ohne dass man ihnen ihren Zauber nimmt.

Gestern hatte ich wieder mal ein  paar erste Male:
- Ich habe mich das erste Mal an Handwäsche gewagt. Mein Tutor Divine hat mir ein paar Tipps gegeben und schon jetzt habe ich das Gefühl ein Profi zu sein und frage mich warum eigentlich Waschmaschinen erfunden wurden, wo man die Kleidung so fast sauberer bekommt und einfach viel weniger Wasser verbraucht. Außerdem ist es auch ein ganz netter Gemeinschaftsakt, wenn man auf der Terrasse sitzt, Nachbarn vorbeischauen und man sich dabei angenehm zu der immerwährenden Straßenmusik unterhält.
- Ich habe meine erste Sportstunde gehalten (mit Yannick zusammen). Einen richtig großen Erfolg konnten wir zwar noch nicht verzeichnen, aber ich denke es war sinnvoll, dass wir auf die nächste Woche vorbereitet wurden. Das Problem ist einfach, dass wir als Freiwillige nicht so sehr respektiert werden wie die Lehrer. Doch dies ändert sich vielleicht noch. Unterschiedliche Faktoren spielen dort natürlich auch mit rein. U.a. ist es so, dass ein paar Lehrer ihre Kinder schlagen und die Schüler somit eher gehorchen. (Dies sind aber eher Einzelfälle, auch wenn fast jeder Lehrer eine Art Peitschenstab mit sich herumträgt). Interessant ist hierbei auch, dass die männlichen Lehrer (die deutlich in der Unterzahl sind) viel harmloser mit den Schülern umgehen. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass die Kinder mich bisher eher noch als Spielpartner anstatt als Autorität wahrnehmen, mich umarmen und ich ihnen in den Pausen oft Geschichten vorlese etc. Es ist gar nicht so einfach das alles so voneinander zu trennen.
Aber die Kinder habe ich schon am ersten Tag verdammt lieb gewonnen. Die meisten nennen mich „Auntie“, andere „Madame“ (wie die meisten Lehrerinnen),selten auch „White Man“, aber inzwischen wissen viele auch meinen Namen. Meist bin ich Louisa, da Lara mit dem Namen jedes zweiten Mädchens (Clara) verwechselt wird und es exotischer in ihren Ohren klingt. Am meisten mögen die Kinder meine Haare. Oft kommt es dazu, dass 10 Kinder gleichzeitig meine Haare streicheln, oder wie neulich in Klasse 4 meine Haare flechten. Mal schauen wie lange meine Haare die wenigen Wäschen und all die Strapazen aushalten =). Um zur Schule zu kommen, gehen wir Freiwilligen zur Nursery School, die auch von UAC betrieben wird und warten mit ca. 100 Kindern auf die kleinen Minibusse der Organisation. Wenn ich Glück habe, darf ich direkt rein, wenn ich Kinder auf den Schoß nehme. Oft wartet man aber auch 3/4 Busse ab (ca. eine Stunde) bis man hereingelassen wird. Somit fängt der Unterricht von Seiten der Schüler UND der Lehrer oft erst um 9.00h statt 8.00h an. Erst einmal war ich früh genug an der Schule, um am morgendlichen Teacher’s Meeting teilnehmen zu können, bei dem der Head Teacher und eine Person, die von der Regierung geschickt wird, Werte und Arbeitsformen der Jamadianle School vortragen. Ich weiß nicht, ob ich bereits erwähnt habe, dass die Schule eine Privatschule ist. Ich habe mich neulich mit einer Lehrerin darüber unterhalten, was es in Kamerun für Unterschiede zu den staatlichen Schulen gäbe – anscheinend ist dies hauptsächlich beim Unterrichtsmaterial (pro Fach ein Heft!) und an den Lehrkräften (neben Klassenlehrern gibt es bei uns auch Speziallehrer für Französisch, Sport, Computer und Nähunterricht) zu erkennen. Jedenfalls achtet die Jamadianle School und UAC-Organisation sehr auf ihr äußeres Erscheinungsbild. Überall an den Wänden der Schule sind Bilder gemalt, Respektregeln hängen an so gut wie jeder Wand und es gibt einen monatlich wechselnden moralischen Wert – für September ist es PEACE.

Gestern Nachmittag gab es das erste Teacher-Parents-Meeting für Klasse 6. In einem Monat kommt dann auch eins für die gesamte Schule, doch wurde dieses Treffen angesetzt, da Klasse 6 (in der Primary School die Abschlussklasse) gut auf ihre Exams am Ende des Schuljahrs vorbereitet werden muss, damit alle es schaffen, auf die Secondary School zu wechseln.
Im Verlaufe der Reunion wurde die Stimmung immer angespannter und die Stimmen lauter, da es sich fast ausschließlich um finanzielle Dinge handelte. Es ist einfach so, dass viele Eltern der Jamadianle-Kids gar keine Geldprobleme haben, da sie hier eher zur reichen Schicht gehören. Andere wiederum können ihre Kinder nur mit Hilfe von Stipendien (für begabte Kinder) auf die Schule schicken und sehen sich bei jeden kleinen Kosten in ihrer Existenz bedroht.
Ich denke, dass ich mir bald einmal einen Tag herausnehmen werde, um eine staatliche Schule zu besuchen. Einfach, damit ich mir ein besseres Gesamtbild vom Schulsystem in Kamerun machen kann.

Jetzt ist hier doch schon wieder eine ganze Menge an Erzählungen von meinen unzähligen neuen Erlebnissen und Erfahrungen zusammengekommen.
Ich hoffe, dass Ihr mit diesen Blogeinträgen etwas anfangen könnt und habe mich auch über Eure Antworten gefreut. Bis bald Ihr Lieben!

(Fotos sind im Blog nur sehr schwer hochzuladen, deshalb mache ich bald bei Facebook und Dropbox einen Ordner)





Montag, 10. September 2012


Sahara


Unsere Zimmer auf dem Einführungsseminar

Die "Casba" (Missionarshaus/-gebäude)

Papayabaum!

La cathédrale "Notre-Dame" =D

Yaoundé City

Bei unserem Mentor André zu Hause in Yaoundé

Unterwäschenverkäufer

Der Markt Molokó


Ein paar von uns Freiwilligen

Patrick, Yinka, Aaron auf dem Casba-Gelände

Samstag, 8. September 2012

First days in Cameroon, Yaoundé !

Die ersten News aus Kamerun liebe Leute!
Nun ist der dritte Tag in Kamerun schon fast vorbei und es wird Zeit, dass ich mich mal melde, finde ich…

Wir sind sehr gut in der Hauptstadt Yaoundé angekommen. Der Flug war zwar etwas turbulent, aber die Aussicht auf die Sahara war fantastisch. Nachdem alle Freiwilligen (insges. mit mir 11 Neuankömmlinge, 9 sind schon seit einem Monat in Kamerun) es geschafft hatten, durch den Zoll und die Passkontrolle zu kommen, stellten wir fest, dass Robins einer Koffer verschwunden war, auch nachdem wir das ganze Gepäckband durchrollen lassen hatten. (Bis jetzt hat er ihn leider noch nicht wieder.) Erstes kleines Malheur, aber sonst ging alles glatt =)
Schließlich mussten wir dann versuchen all unser Gepäck (11 Pers. à 2x 23 kg !) auf einer relativ kleinen Ladefläche zu verstauen. Aber die Kameruner würden wohl auch 1000 Kilo in einer Schubkarre verstauen können… Mit ein paar Bändern hat es dann tatsächlich geklappt, dass alle Koffer heil in unserer „Casba“ (Missionarshaus hier in der Hauptstadt) ankamen.
Momentan haben wir noch einen ziemlich sanften Einstieg in Kamerun auf dem Einführungsseminar, das bis nächsten Dienstag gehen wird… Das Gelände ist durch ein Tor von dem lebendigen Straßentreiben getrennt und wir bekommen hier verdammt gutes Essen: „Bâteau de Maniok“, Kochbananen, Papaya, Übermengen Avocado J J, und viele scharfe oder etwas schleimige Soßen zu Fleisch und Fisch, von denen ich die Namen noch nicht ganz parat habe. Es könnte noch ein klein wenig dauern, bis ich das alles gut runter bekomme, aber es schmeckt schon mal INTERESSANT.

Unsere Tage sind zur Zeit noch bunt gemischt…
Vormittags haben wir auf dem Seminar meist eine Einheit zu interkulturellem Lernen mit unserem Tutor André und dem Zuständigen für die Region Süd-West (wo auch Buea liegt) Jean-Claude. Es ist auch nach dem Vorbereitungsseminar in Deutschland noch spannend die Ansichten zu diesen Themen von zwei Kamerunern zu hören. Nachmittags erledigen wir dann Sachen wie die Deutsche Botschaft, oder auch das Büro der GIZ in Kamerun besuchen. Außerdem haben wir kamerunische Prepaid-Karten gekauft, ein polizeiliches Führungszeugnis beantragt, Taxi-Fahren gelernt und heute den ersten Marktbesuch gehabt.
Auf die beiden letzten Erlebnisse sollte ich vielleicht noch etwas näher eingehen, damit Ihr Euch mehr darunter vorstellen könnt.

Das Taxi-Fahren in Kamerun also:
Es ist schwieriger als gedacht. Zum Glück kamen zwei „Alte Freiwillige“ (die schon einen Monat hier sind und etwas mehr Erfahrung haben als wir bisher) und haben uns gezeigt, was wir machen müssen.
Man streckt seine Hand auf die Straße, wenn man ein halbwegs leeres Taxi erahnt. Wenn man Glück hat hupt es, fährt ran und der Fahrer schaut einen fragend an. Dann muss man den Zielort, einen Preisvorschlag und die Anzahl der Personen nennen. Entweder er hupt und lässt einen rein, oder er fährt einfach weiter, da er mit irgendetwas nicht einverstanden war. So kann es trotz ca. einem Taxi pro Sekunde 15 Min. dauern, bis man tatsächlich eins bekommt.
Unter Taxis könnt Ihr Euch natürlich keine TÜV-geprüften Autos vorstellen. Oft sieht das Lenkrad nicht mehr nach einem Lenkrad aus, die Außenspiegel sind abgebrochen und eine Tür geht nicht zu (all das war bei unserem ersten Mal zufälligerweise der Fall). Mir war auch nie so klar, wie viele Leute tatsächlich in ein ganz normal großes Auto passen, aber hier schaffen wir es auch als 6-er Gruppe auf die 4 Sitze =D.
Verkehrsregeln gibt es gefühlt keine. Demnach ist es Gang und Gebe auf der Gegenverkehrsspur zu fahren oder sich auch ohne zu blinken quer durch eine Kreuzung zu schlängeln. Wege finden die Fahrer immer!
So viel erstmal zu den ersten Taxi-Abenteuern.

Kommen wir zum Marktbesuch…
Vielleicht ist es durch Bilder besser zu verdeutlichen, aber die kann ich wegen des schlechten Internets noch nicht so zahlreich hochladen. So gut wie überall in Yaoundé gibt es Straßenstände, doch die Märkte sind enorm: Riesig - den Überblick kann man einfach gar nicht haben.
Und es ist so lebendig und laut. Überall sitzen Frauen, Männer, auch Kinder herum und bieten ihre Ware an. Man sieht Gewürze und Wurzeln in allen Größen, Formen und Farben, und dann geht der Lebensmittelmarkt in einen noch viel größeren Klamottenmarkt über.
Am witzigsten und ungewohntesten sind allerdings die Zurufe. Oft hört man „Ah, les blanches!“ Oder auch Kinder die tuscheln und „Atangana“ sagen, was beides Weiße bedeutet. Am besten wurde es, als die Leute total davon überzeugt wären, dass wir als Weiße doch Franzosen seien. Zahlreiche Male haben wir „La famille de Sarkozy“ gehört. Später wurden wir dann aber auch noch für Amerikaner oder Engländer gehalten. Und als wir erklärt haben, dass wir Deutsche sind, da kamen sie dann mit Karl Marx an =D.
Ein paar Heiratsanträge waren auch schon dabei, aber das geht schnell und sollte keinesfalls überbewertet werden…

Tjaa, so viel dazu erstmal. Achja und morgens war ich mit dem Mitfreiwilligen Aaron hier im Gottesdienst auf dem Missionarsgelände. Jeden Morgen hatten wir schon den Gesang und die Gebete gehört und uns dann dazu entschieden, es einfach mal auszuprobieren. Es war die Erfahrung auf jeden Fall wert! Der Gesang hat den Gottesdienst dominiert, aber leider hatten wir kein Liederbuch um mitzusingen. Was die Predigten angeht, so hat man doch relativ viel verstanden, da das meiste auf Französisch war und über Frieden, das Paradies, Sünden etc. gesprochen wurde. Auch wenn die Menschen uns anfangs noch ein wenig argwöhnisch beäugten, so hat es mich am Ende berührt, als so ziemlich jeder, der in der Nähe saß zu einem kam und die Hand gereicht hat. Um Respekt zu zeigen hält man dabei das rechte Handgelenk mit der linken Hand fest. Das meiner Meinung nach hier viel ausgeprägtere Gemeinschaftsgefühl ist beeindruckend!

Bald hört Ihr mehr von mir. Am Wochenende schauen wir z.B. das Kamerun – Kap Verden Spiel, das entscheiden wird, ob Kamerun sich für den Afrika-Cup qualifiziert. Samstag und Sonntag machen wir außerdem noch einen Tanz- und Trommelkurs. Und dann geht es endlich nächste Woche zu unseren Einsatzorten. Was für mich bedeutet AB NACH BUEA! Ich bin gespannt… Bleibt dran ;-)

Donnerstag, 9. August 2012

Einfach mal durchlesen!

" Meine eigene Herkunft


Ich stamme ursprünglich aus einem Land, dessen Zivilisationsgrad vor noch nicht allzu langer Zeit von vielen Staaten der westlichen Welt belächelt und interessiert, aber von oben herab zur Kenntnis genommen wurde. Kein Wunder: Ganz in der Nähe gab es beispielsweise noch Stämme, die die Schädel ihrer verstorbenen Kinder bemalten (!) und sammelten.
Meine Großmutter, eine Eingeborene, hatte sechzehn Geschwister. Das Wasser kam selbstverständlich aus dem Dorfbrunnen statt wie heute aus dem Wasserhahn. Wenn es einmal regnete, wurde das Wasser eifrig gesammelt. Elektrizität hatte damals im Dorf natürlich kaum jemand. Auch heute noch kämpfen wir mit den in unserer Gegend üblichen Problemen: korrupte Politiker, ethnische Konflikte (was vielleicht kein Wunder ist, denn die Grenzen meines Landes waren noch nie länger als zwei Generationen dieselben), hohe Verschuldung und so weiter. In den letzten paar Jahrzehnten hat mein Land aber einen enormen Schritt nach vorne gemacht. Inzwischen ist es politisch recht stabil, und es kann heute auf einiges stolz sein:
  • Bei der Einteilung des Landes durch Gebietszuteilungen an einzelne ethnische Untergruppen, die vor etwa zwei Generationen stattfand, war einige Willkür im Spiel. Die Grenzen der fast teilsouveränen Stammesgebiete spiegelten nicht wirklich die genaue Besiedelung durch die jeweiligen Völker wider. Zudem variierten die Gebiete stark in ihrer Größe. Trotzdem kam es nicht zum Bürgerkrieg.
  • Seit über sechzig Jahren war das Land in keinen ethnischen Krieg mehr verwickelt. Kleinere „Scharmützel“ unter einzelnen ethnische Gruppierungen werden bisher gut unter Kontrolle gehalten.
  • Aus den vielen Dialekten, die im Land gesprochen werden, und von denen einige jeweils nur für Eingeborene desselben Gebietes verständlich sind (darunter auch reine Lautsprachen), wurde in einem friedlichen Prozess einer der Dialekte als Amtssprache ausgewählt. Ursprünglich wurde er zwar nur von einem relativ kleinen Stamm gesprochen, doch er setzte sich widerstandslos durch. Jeder im ganzen Land versteht nun zumindest rudimentär die offizielle Amtssprache (das können nicht alle Länder von sich behaupten)!
  • Seit ungefähr zehn Jahren gibt es bei uns flächendeckend Festnetz-Telefonanschlüsse. Das war noch bis weit in die neunziger Jahre hinein kaum vorstellbar.
  • Eine Episode der Militärdiktatur, in die einzelne Stammesgebiete zeitweise zurückfielen, konnte unblutig(!) beendet werden.
  • Die größte Herausforderung, die die Zivilisierung (die zugegebenermaßen durch äußere Kräfte erwirkt wurde) mit sich brachte, war für uns wohl der Umgang mit der Demokratie. Diesen meistern wir heute vorbildlich. Obgleich wir quasi „zu unserem Glück gezwungen“ wurden, konnten wir eine spektakulär positive wirtschaftliche und sozialpolitische Tendenz verzeichnen, die nicht zuletzt auf jahrelange umfangreiche Lieferung von Hilfsgütern, staatsbildende Entwicklungshilfe und auch militärische Präsenz fortschrittlicher zumeist westlicher Staaten zurückzuführen ist. Die neuen Landesgrenzen, die wie bei vielen afrikanischen Ländern nicht durch unseren Staat selbst, sondern durch die Regierungen anderer Länder gezogen worden sind, wurden durch die Regierung unseres Landes im Jahr 1990 sogar offiziell anerkannt. "
... Um welches Land handelt es sich? (erst raten, dann weiterlesen)


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" Dieses Land heißt natürlich – Deutschland. Meine Oma, die Eingeborene, stammt aus Bayern. Nebenan, in Tirol, bemalte man Schädel und stellte sie ins Regal. In den neuen Bundesländern hatten noch 1994 viele Haushalte keinen Festnetzanschluss. Über die verschiedenen Zivilisierungsgrade meines Volkes weiß ich bestens Bescheid. "
Textauszug aus
Noah Sow: Deutschland Schwarz Weiß


... Seid ehrlich zu euch selbst - seid Ihr darauf gekommen? 
Viele vermuten, dass es sich um ein Entwicklungsland in Afrika handelt. An diesem Beispiel sieht man, was Sprache und Bilder alles anstellen können. Wir haben diesen Text auf dem Vorbereitungsseminar erhalten, um zu erkennen, wie sehr wir mit unserer Sprache und den Bildern, die dahinter stecken, Klischees und Stereotypen bedienen und sich die Bilder und Single-Stories in den Köpfen der Menschen verankern, obwohl sie das betroffene Land vielleicht noch nie selbst kennengelernt haben.

Vorbereitungen über Vorbereitungen

24 Tage vor meiner Abreise wollte ich Euch mal über den aktuellen Stand der Dinge informieren...

Meine "Deutschland-Tour" Berlin - St.Andreasberg/Oberharz - Dresden ist nun beendet, was mich erleichtert. 
Mein 5-wöchiges Praktikum im Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Bonn und Berlin lief sehr gut. Ich habe dort viele Erfahrungen mitnehmen können und gleichzeitig hat mir die Arbeit dort sehr viel Spaß gemacht und mich weiter in meinem Wunsch bestärkt der Politik nachzugehen und in Zukunft etwas in diese Richtung hin zu studieren.
Im Oberharz folgte im direkten Anschluss an das Praktikum ein 9-tägiges Vorbereitungsseminar der GIZ für meinen anstehenden Freiwilligendienst.
Wir haben dort verdammt viel gelernt und so langsam fühle ich mich ansatzweise vorbereitet, auf die 12 Monate fernab von Deutschland.

Es gab Einheiten zu:
- Interkulturellem und Globalem Lernen
- Kommunikation und Teamarbeit
- was es bedeutet Weltwärts-Freiwillige_r mit der GIZ zu sein
- Gender
- dem Begriff der Kultur
- Länderkunde (Kamerun in meinem Fall) und Bildern in unseren Köpfen
- Entwicklungszusammenarbeit - einer meiner persönlichen Interessenschwerpunkte -
- der Kritik am Weltwärts-Programm und dem Vorurteil des "Freiwilligentourismus"
- unserem Umgang mit Ängsten und Konflikten
- Rassismus und eigenen Privilegien, wo zwei Pfarrer als Referenten eingeladen wurden (ein super interessanter Tag!)
- Gesundheit, mit einer Fachperson vom Ärztlichen Dienst, die uns mit einem Arzneikoffer, Malariaprophylaxe und einem Moskitonetz versorgt hat
- dem Thema "Verlieben weltweit"
- dem Thema Umgang mit Bildern und Sprache (hoffentlich halte ich mich beim Blog-Schreiben an die gelernten Tipps und Regeln)
- eigenen Grenzen
- globalen Zusammenhängen
- und schlussendlich der Reiseorganisation

Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass dies ziemlich viel und teilweise auch ziemlich heftiger Inhalt sein kann. Es ist aber wichtig, dass all diese Themen angesprochen wurden und hierbei auch ein Riesenkompliment an die GIZ: Das Team hat sich wahnsinnig viel Mühe gegeben, uns Theaterstücke vorgeführt, um uns in die Themen einzuführen, Ausstellungen zu den einzelnen Themen vorbereitet und vieles vieles mehr. Ich kann nicht behaupten jemals zuvor innerhalb  von so kurzer Zeit so viel unglaublich Wichtiges gelernt zu haben.
Wir Freiwilligen (ein Mix aus Freiwilligen, die nach Ruanda, Benin, Kamerun, auf die Philippinen und nach Thailand gehen) haben uns auch untereinander sehr gut verstanden - das ein oder andere Gesicht kannte man auch schon von dem Auswahlseminar im Frühjahr.

Nach meiner Etappe auf dem Sonnenberg im Oberharz ging es dann also weiter nach Dresden zu einem Uni-Auswahlgespräch. Die Stadt ist toll! Ich glaube ich habe mich verliebt. Mal sehen, wo es mich nächstes Jahr also zum Studieren hintreibt... es bleibt spannend ;-)

Und seit gestern Abend bin ich wieder zu Hause - endlich. Auch wenn mir die Zeit in Berlin, im Oberharz und auch in Dresden gut gefallen hat, freue ich mich nun die letzte Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden genießen zu können. Es müssen auch noch zahlreiche Outdoor-Artikel und Regenausrüstung (!!) gekauft werden und das wichtigste - meine Abschiedsparty - steht am 25. August ja auch noch an...

Mittwoch, 30. Mai 2012

Kamerun - eine kleine Einführung

Kamerun in West- / Zentralafrika

Kamerun liegt in West-/Zentralafrika und ist zu 80 Prozent französischsprachig. Ich hatte jedoch das Glück im Unglück genau in dem kleinen englischsprachigen Raum - dem Südwesten - zu landen. (Glück im Unglück deshalb, weil ich aufgrund meines bilingual französischen Unterrichts deutlich schwächer in Englisch bin. Auf der anderen Seite sagte ich mir, dass das Jahr für mich eine gute Gelegenheit sein wird, um mein Englisch aufzufrischen, um dem durch die Globalisierung sehr  internationalisierten Arbeitsmarkt in meiner Zukunft gerecht werden zu können.) Durch die verschiedenen Stämme und kulturellen Einflüsse, kann man in Kamerun rund 230 verschiedene Sprachen zählen. In Buea (wo ich leben werde) spricht man das Pidgin-English.

Das Land mit einer Bevölkerungszahl von 19.711.300 Einwohnern zeichnet sich auch durch seine ethnische und religiöse Vielfalt aus. In Kamerun sind rund 66,7 Prozent der Bevölkerung Christen, davon etwa 27,3 Prozent Protestanten und 32,4 Prozent Anhänger der katholischen Kirche Kameruns, ca. 2,5 Prozent der Bevölkerung sind orthodoxe Christen und 4 Prozent Anhänger anderer christlicher Konfessionen. 27,9 Prozent der Einwohner sind Muslime und nur noch 4,6 Prozent sind Anhänger traditioneller west- und zentralafrikanischer Religionen. 2,1 Prozent bezeichnen sich als Anhänger anderer Religionen und 3,2 Prozent als religionsfrei.

Der südwestliche Teil, in dem ich leben werde, grenzt an den Atlantischen Ozean, sodass ich es glücklicherweise mit einem für afrikanische Verhältnisse relativ angenehmen Klima zu tun haben werde (25-30 Grad durchschnittlich). Buea liegt in einer der regenreichsten Regionen der Welt, da die Nähe zum Wasser, sowie die hohe Lage (1000 m über dem Meeresspiegel) zusammenkommen. Die Nachbarländer Kameruns sind auf westlicher Seite Nigeria, auf nördlicher der Tschad, im Osten die Zentralafrikanische Republik und die Republik Kongo sowie im Süden Gabun und Äquatorialguinea.
Kamerun ist eine Präsidialrepublik. Einst von den Deutschen kolonialisiert, gibt es noch vereinzelte Städte wie z.B. Buea, deren Altstadt von den Deutschen geprägt ist. Es gibt dort u.a. noch einen Bismarck-Brunnen.

Die Hauptstadt Kameruns ist Yaoundé (französischsprachig) mit mehr als 1.800.000 Einwohnern. Am meist bevölkertsten ist jedoch die Hafenstadt Douala. Buea ist mit gut 90.000 (unterschiedliche Quellen) Einwohnern die zehntgrößte Stadt. Auch Limbe sollte man kennen, da diese Stadt direkt am Meer liegt.

Kamerun wird oft "L'Afrique en miniature" genannt und ist sehr attraktiv für Afrika-Reisende, da man fast alle Vegetationstypen wiederfinden kann. Während der Norden hauptsächlich aus Wüste bzw. Savanne besteht, findet man im Süden tropischen Regenwald. Der Westen besteht aus vulkanischem Gebirge, wo man auch den größten Berg West- und Zentralafrikas, den Mount Cameroon (mehr als 4000m hoch) finden kann. Wenige Kilometer entfernt, entdeckt man wiederum das Meer, den Atlantik.


Dienstag, 29. Mai 2012

Mein Projekt

Jamadianle School
Mein Einsatzplatz "Schulische Bildung von Kindern und Jugendlichen"

Ich unterstütze die Organisation United Action for Children (UAC) in Buea (Region Südwest) bei der Verbesserung von schulischen Bildungsmaßnahmen (z.B. Sportunterricht, Deutschunterricht) sowie der Verbesserung des School-on-wheels Programms.

Beschreibung meines Einsatzplatzes:
Die 1996 gegründete Organisation United Action for Children engagiert sich in der schulischen und beruflichen Bildung von Kindern und Jugendlichen in ländlichen und städtischen Gebieten. Neben einem Kindergarten und einer Grundschule Jamadianle School bietet UAC Freizeitprogramme, Nachhilfeunterricht, Ferienprogramme und berufliche Bildungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche an. Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen eine möglichst umfassende Bildung zu ermöglichen.
In den letzten Jahren hat UAC sowohl die Anzahl der zu betreuenden Schüler als auch sein Aktivitätenprogramm stark erhöht. Ziel ist es, den Schülern in möglichst kleinen Klassengrößen eine individuelle Bildung zu ermöglichen. Durch den Freiwilligeneinsatz sollen die Mitarbeiter der Organisation in den Bereichen schulische Bildung sowie Freizeitmaßnahmen verstärkt werden.

Wenn Ihr selbst noch ein bisschen nachlesen wollt, schaut doch mal auf der Homepage von UAC vorbei:
www.unitedactionforchildren.org

Meine Arbeitszeit:
40 Wochenstunden mit hoher Flexibilität

Meine Aufgaben als Freiwillige:
- Unterstützung des Lehrpersonals im Unterricht (z.B. Sportunterricht, Deutschunterricht, Computerunterricht)
- Unterstützung des Lehrpersonals beim "School-on-wheels-Programm" im ländlichen Bereich (spielerischer Unterricht in den umliegenden Dörfern ohne Schulen)
- Unterstützung des Lehrpersonals bei Ferienprogrammen

Standortinformationen:
- Wohnort: Buea (ca. 100.000 Einwohner) liegt in der Region Südwest - englischsprachig - direkt am Mount Cameroon (4095m, höchster Berg West- u. Zentralafrikas; Besteigung möglich). Studentenstadt, ruhig im Vergleich zu anderen kamerunischen Städten, aber genug Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, etwa drei Gehminuten zum Arbeitsplatz. Die Entfernung bis zum Meer Atlantischer Ozean (in Limbe) beträgt ca. 25 km.
- Unterkunft: Einzelzimmer (einfaches Zimmer mit Bett, Tisch, Regal) in von UAC angemieteten Häusern. Häuser werden mit anderen Freiwilligen anderer Länder geteilt, entweder eigenes Badezimmer oder Nutzung des Gemeinschaftsbadezimmers, fließendes Wasser vorhanden, allerdings oft Probleme in der Wasserversorgung (bildung von Wasservorräten notwendig), gutes Essen in einer Gastfamilie (Familie des Chefs).
- Klima: In Buea herrscht aufgrund der Nähe zum Berg und zum Meer eine lange Regenzeit. Das ganze Jahr über belaufen sich die Temperaturen auf ca. 25-30 Grad. Nachts kann es kühl werden.
- Gesundheitsversorgung: Medizinische Grundversorgung vor Ort (Krankenhäuser, Arzt zwei Minuten Fußweg von der Unterkunft entfernt), schwerwiegende Erkrankungen müssen in Douala (Entfernung 70 km, 1 Stunde Fahrzeit) behandelt werden.
- Kommunikationsmöglichkeiten: Internetcafé direkt neben dem Einsatzplatz, internationale Gespräche von "Call shops" möglich, Kamerun verfügt über ein relativ gutes Mobilfunknetz, Erwerb von Prepaid-Karten möglich, Abhebung per Visa-Card an Bankautomaten möglich, in Kamerun besteht generell keine Möglichkeit direkt per Kreditkarte zu bezahlen.
- Einkaufsmöglichkeiten: Der Einkauf von Dingen des täglichen Bedarfs (frische Lebensmittel, Konsumartikel) ist auf lokalen Märkten möglich. Importierte Waren sind z.T. vorhanden, aber wesentliche teurer als lokale Produkte.
- Erreichbarkeit: Transportmöglichkeiten sind vorhanden: Bus/Taxi. Alle markanten Punkte des Zentrums sind per Taxi zu erreichen. Busverbindungen in die Hauptstadt Yaoundé oder die Hafenstadt Douala mehrmals täglich. Taxiverbindungen ans Meer merhmals täglich.
- Soziales Umfeld: Freundliche und entgegenkommende Bevölkerung. Eine Integration ist einfach, sofern die Freiwillige bereit ist, soziale Interaktionen über die beruflichen Belange hinaus zu erweitern. Mitarbeiter internationaler Organisationen (u.a. GIZ) in Buea.

Le début

Wie alles anfing...
Für mich stand vor ca. 2 Jahren fest: Nach meinem Abitur möchte ich gerne nach Afrika gehen. Auf meine Studienzeit freue ich mich zwar schon seit Jahren, aber das kann auch noch ein bisschen warten, denn wann hat man schonmal die Gelegenheit, sich solch eine Auszeit nehmen zu können. Für mich ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt eine ganz andere Ecke der Welt zu sehen, denn den ersten (schulischen) Teil meines Lebens habe ich nun abgeschlossen, und ein noch viel wichtigerer wird beginnen. Doch bevor ich mich für einen Studien- und Berufsweg entscheide, halte ich es für sinnvoll erstmal Erfahrungen zu sammeln... in einem anderen Land als Deutschland, auf einem anderen Kontinenten als Europa. Diese Erfahrungen werden mein Weltbild mit Sicherheit prägen und somit auch meinen beruflichen Werdegang und meine Zukunftsvorstellungen beeinflussen.

Warum nun Afrika? - Das ist eine gute Frage. Es kam mir gar nicht in den Sinn irgendwo anders ein soziales Jahr zu verbringen, denn mir ging es in allererster Linie um den gänzlich anderen Kontinenten und nicht darum, irgendwo anders neue Erfahrungen zu sammeln. Als kleines Kind begeisterte mich das Buch Tippi aus Afrika, doch das kann kaum der ausschlaggebende Grund gewesen sein. Ich glaube, dass es vielmehr damit zu tun hat, dass ich in den letzten paar Jahren auf speziell diesen Kontinent aufmerksam wurde, erkannte, das er vernachlässigt wird und der Westen ein von lauter Vorurteilen verzerrtes Bild von Afrika hat. Ich denke, dass viel mehr hinter dem Wort 'Afrika' steckt und genau das möchte ich persönlich erfahren. Nicht einfach nur durch eine touristische Abenteuerreise nach Südafrika. Ich möchte versuchen das afrikanische Leben zu leben, mich an Kultur, Menschen, Arbeitsweisen etc. anzupassen.
Eine große Rolle haben denke ich auch die afrikanischen Kontakte gespielt, die ich seit geraumer Zeit vermehrt geknüpft habe. Es waren spontane Bekanntschaften wie z.B. die eines Äthiopiers, der neben mir am Rex Kino stand und singend eine Filmzusammenfassung las. Ein nettes Lächeln, wir kamen ins Gespräch und in ein paar wenigen Minuten des Smalltalks hatte ich plötzlich schon viel über sein Herkunftsland und seine Lebensgeschichte erfahren. Ich kann nur positives über die Menschen, die ich kennenlernte, berichten. Natürlich ist es nur eine bestimmte Gruppe von Afrikanern, die nach Europa ausgewandert ist und von daher schon sehr tolerant und angepasst lebt, doch was alle gemein haben, ist diese besondere Lebensfreude und das fast immerwährende Lächeln auf dem Gesicht, was einem gerade im eher kalten und distanzierten Deutschland, positiv ins Auge sticht. Ich denke einfach, dass Afrika etwas für mich ist und freue mich sehr auf meine Ausreise.

So, nun aber erstmal weiter in der Vorgeschichte. Ich hatte mich also dazu entschlossen einen freiwilligen Dienst zu machen. Auf einer Messe Wege ins Ausland habe ich von Weltwärts erfahren, das eine Art Börse ist, die mit vielen verschiedenen Entsendeorganisationen zusammenarbeitet. Mit Weltwärts wird ein Großteil des Freiwilligendienstes finanziert, doch bewerben muss man sich bei den einzelnen Organisationen. Da ich schon sehr früh konkrete Pläne hatte, habe ich seit dem Frühjahr 2011 gerade zu darauf warten müssen, dass ich mich endlich anfangen konnte peu à peu zu bewerben. Ich hatte eine Rangliste von den Organisationen gemacht, die mir nach guter Recherche für Afrika am geeignetsten erschienen. Mein Favorit war von Anfang an die GIZ - Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, da sie das breiteste Länderangebot im afrikanischen Raum hatte und Länder wie Mali und Burkina Faso anbot (Mali war zu der Zeit mein Wunschland).
Da die Bewerbungsfrist jedoch erst viel später war, bewarb ich mich erstmal bei AFS( American Feed Service) - Interkulturelle Begegnungen e.V. und beim ICJA - Freiwilligenaustausche weltweit. Ich hatte das Glück bei beiden zu einem Auswahlseminar eingeladen zu werden, entschied mich aber nur zu AFS zu fahren. Nachdem ich dieses dann im Herbst erfolgreich durchlaufen hatte, bekam ich die Nachricht für das Land Kenia angenommen worden zu sein. Ich sagte zu, da Kenia bei der Organisation mein Favorit gewesen war. Meine Bewerbung für die GIZ lief dennoch weiter und auch dort wurde ich eingeladen. Ich fuhr abermals zu einem Auswahlseminar, da mich die angebotenen Länder noch mehr reizten und lernte erneut viele interessante Menschen mit ähnlichen Zielen und Interessen kennen. Als ich auch hier angenommen wurde, sagte ich AFS ab. Erstens hätte ich dort 1700 Euro durch einen Förderkreis zusammenstellen müssen (die 25% Eigenanteil entfallen bei der GIZ, da sie vom Staat unterstützt wird) und zweitens hatte ich in der Zwischenzeit festgestellt, dass AFS nur Projekte in der Touristenstadt Mombasa anbietet. Ich wollte jedoch das wirklich Leben erfahren und nicht 12 Monate zwischen lauter weißen Reisenden verbringen.
Bei der GIZ durfte ich mir drei Projekte in Ländern meiner Wahl aussuchen und hoffen, dass ich für eines von ihnen die geeignetste Bewerberin war. Nachdem ich in Erfahrung gebracht hatte,  das Mali und Burkina Faso aufgrund der Entführungsfälle durch die Al-Quaida in der Wüste leider aus dem Programm genommen wurden, liebäugelte ich mit den französischsprachigen Ländern Kamerun, Ruanda und Benin, da ich dank meiner bilingual französischen Schullaufbahn, meinem deutsch-französischem Abi und einem mehrmonatigen Auslandsaufenthalt sehr viel bessere Kenntnisse in dieser Sprache als in englisch gehabt hätte.
Auf einer Mitfahrgelegenheit nach Berlin lernte ich genau in dem Zeitraum meiner Entscheidungsfindung per Zufall eine Kamerunerin kennen, die mich von ihrem Land begeisterte. Ich bewarb mich dementsprechend auf ausschließlich kamerunische Projekte und wurde in Buea im Südwesten Kameruns - englischsprachig - bei der Organisation United Action for Children angenommen. Im folgenden Eintrag könnt ihr mehr über meinen Einsatzplatz, meine Umgebung und die Lebensbedingungen dort erfahren.


Paix, Travail, Patrie