Vielleicht hattet ihr in
den letzten Einträgen den Eindruck, dass alles hier so rosig sei. Das ist es
natürlich nicht und ich werde immer nachdenklicher was bestimmte Themen angeht.
Es ist nur schwer das alles realitätsnah in einem Blog wiederzugeben. Um Euch
einen kurzen Einblick zu geben:
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Schlagen ist
in Familien und Schulen sehr sehr üblich und auch wenn Jamadianle eine
Privatschule ist, die das ausdrücklich verbietet, wird das von den Lehrern
nicht immer respektiert. Der Großteil des Kollegiums wurde vor meinen Augen
schon handgreiflich, auch die Busfahrer. Es ist schwer ihnen klarzumachen, dass
es auch andere Wege und Möglichkeiten gibt, den Kindern gutes Verhalten
beizubringen, denn dann kommt immer der Satz: „Yes, but you know, African
children are different than White ones… more violent.“ So ein Schwachsinn kann ich nur sagen.
Aber gut, wir arbeiten daran. In Mme Emmas Klasse 5 haben wir neulich im Fach Moral
Education (ja so was gibt es hier in der Grundschule!!) über „Abuse of
Children’s Rights“ gesprochen. Als ich von Europa berichten sollte und erklärt
habe, dass ich nie geschlagen wurde, da kamen ganz viele interessante Fragen
der Kinder. Auf der einen Seite schockierend, da sie sich ein Leben ohne
geschlagen werden nicht vorstellen können, aber es war auch einfach so gut
unterschiedliche Erfahrungen auszutauschen. Und ich denke es ist schon möglich,
dass sich auch hier etwas ändern kann, so wie sich in Deutschland ja auch von
einer Generation zur nächsten die Erziehungsmethoden geändert haben… Ich habe angefangen die Canes (Art Schläuche, die eigtl. zum Verbinden von Gasflasche und Herd gedacht sind, aber in den Schulen überall zu einer Art Peitsche umfunktioniert werden) in den Klassen einzusammeln und habe mittlerweile schon eine schöne Collection zu Hause. Ich weiß nicht wieviele Konversationen ich schon mit einzelnen Personen übers Schlagen geführt habe und wie bitter sie wurden. Doch heute z.B. hatte ich fast den Eindruck als hätte ich den ICT-Teacher ein kleines bisschen überzeugen können. Nachdem er geleugnet hatte das Kabel dabei zu haben (das ich gestern noch bei ihm auf dem Tisch habe liegen sehen), hat er es mir nach 50 Minuten mehr oder weniger friedlicher Diskussion freiwillig ausgehändigt. Wir Freiwilligen planen nach Weihnachten mal eine Art Seminar zu veranstalten, in dem wir über andere Methoden des Zurechtweisens diskutieren können. Dafür brauchen wir aber noch viel Vorbereitung und vor allem Erfahrungsberichte von Lehrern, da wir alle ja nicht ausgebildet sind und unser Unterricht hier anders aussieht als der von den Lehrern. (Die Kinder sehen uns oft als Spielgefährte und scherzen auch oft mir uns.) - Über Ideen von Euch sind wir sehr dankbar!
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Ein weiteres
Thema ist die Kinderarbeit, wenn ich es mal so nennen darf. Bei uns in der
Schule gibt es zwei, drei Fälle, wo Kinder kaum zum Unterricht erscheinen, da
sie arbeiten müssen. Das sieht dann ungefähr so aus, dass sie dienstags,
mittwochs und freitags nicht auftauchen, da genau dies die Markttage in der
Umgebung sind. 3 Lehrerinnen haben sich neulich mal auf den Weg gemacht und die
Kinder beim Verkaufen aufgesucht, aber die Eltern streiten alles ab, lassen die
Kinder 2 Wochen zum Unterricht gehen und dann fängt alles von neu an. Ein
trauriges Spiel, gerade wenn genau diese Schüler dann die Exams verpatzen.
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Was mir
absolut nicht aus dem Kopf geht ist dann noch das Thema rund ums Geld. Geld
dominiert hier einfach alles – viele Freundschaften und fast jede
„Liebes“-Beziehung…
Kamerunische
Frauen haben da echt eine andere Einstellungen zu Männern als wir oder ich
persönlich es aus meinem Umfeld in Deutschland gewohnt bin: Sie verlangen,
verlangen und verlangen. Wenn der Mann dann knapp bei Kasse ist und nichts mehr
großartiges bieten kann, dann wird es kritisch. Wollen sie ein Haus und der
Freund kann es nicht kaufen, dann suchen sie so lange, bis sie einen finden,
der es kann, egal ob Gefühle mit im Spiel sind oder nicht. Ich will das jetzt
nicht verallgemeinern, aber ich habe jetzt schon so oft von Intrigen und
verlassenen Jungs gehört, wo sich das genau so ab gespielt hat, da können die
Mädels noch so intelligent sein.
Ich
will jetzt niemandem Angst machen, aber ein Sohn des Chefs hat z.B. seinen
Cousin verloren, da dieser in Europa Geld gemacht hat und zurückkam, um sein
neugeborenes Kind und seine Frau zu besuchen. Die Eifersucht seiner Freunde hat
ihn wortwörtlich umgebracht und das ist leider auch nicht das einzige mal, dass
ich davon gehört habe. Man muss hier einfach sehr gut aufpassen, wem man
vertrauen kann, denn selbst die engsten Menschen um einen herum haben dann doch
noch andere Absichten. Und generell gilt hier die Phrase: Weißer = Geld. Da
können wir auch Volunteers ohne jegliche Ausbildung und mit nichts in der Hand
sein, das ändert nichts. Überall wird erstmal der „Weißen-Preis“ verlangt, und
das mit Gelächter. Von vielen Bekannten und sogar Lehrern in der Schule wird um
Geld gebeten. Man möchte dann nicht unverschämt sein, wenn sie z.B. sagen, dass
sie sonst nicht zu einer Beerdigung fahren können oder ähnliches, auf der
anderen Seite muss man gut aufpassen, da es sich schnell rumspricht, wenn man
einmal hilft und sich eine gewisse Erwartungshaltung von Seiten aller Bekannten
entwickelt.
Aber
es sind nicht alle so und viele denken auch um, wenn man ihnen einmal erklärt
hat, dass wir selbst noch nichts verdienen und keine Millionäre sind.
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