Chercher le bonheur sans écraser les autres.

Dem Blog liegt meine subjektive Wahrnehmung zu Grunde - ich werde mein Bestes geben, um keine Stereotype und Klischees zu bedienen. Doch kann ich hier nur ein begrenztes Bild von Kamerun wiedergeben und spreche keinesfalls für ganz Afrika... N'oublions pas la diversité!

Donnerstag, 9. August 2012

Einfach mal durchlesen!

" Meine eigene Herkunft


Ich stamme ursprünglich aus einem Land, dessen Zivilisationsgrad vor noch nicht allzu langer Zeit von vielen Staaten der westlichen Welt belächelt und interessiert, aber von oben herab zur Kenntnis genommen wurde. Kein Wunder: Ganz in der Nähe gab es beispielsweise noch Stämme, die die Schädel ihrer verstorbenen Kinder bemalten (!) und sammelten.
Meine Großmutter, eine Eingeborene, hatte sechzehn Geschwister. Das Wasser kam selbstverständlich aus dem Dorfbrunnen statt wie heute aus dem Wasserhahn. Wenn es einmal regnete, wurde das Wasser eifrig gesammelt. Elektrizität hatte damals im Dorf natürlich kaum jemand. Auch heute noch kämpfen wir mit den in unserer Gegend üblichen Problemen: korrupte Politiker, ethnische Konflikte (was vielleicht kein Wunder ist, denn die Grenzen meines Landes waren noch nie länger als zwei Generationen dieselben), hohe Verschuldung und so weiter. In den letzten paar Jahrzehnten hat mein Land aber einen enormen Schritt nach vorne gemacht. Inzwischen ist es politisch recht stabil, und es kann heute auf einiges stolz sein:
  • Bei der Einteilung des Landes durch Gebietszuteilungen an einzelne ethnische Untergruppen, die vor etwa zwei Generationen stattfand, war einige Willkür im Spiel. Die Grenzen der fast teilsouveränen Stammesgebiete spiegelten nicht wirklich die genaue Besiedelung durch die jeweiligen Völker wider. Zudem variierten die Gebiete stark in ihrer Größe. Trotzdem kam es nicht zum Bürgerkrieg.
  • Seit über sechzig Jahren war das Land in keinen ethnischen Krieg mehr verwickelt. Kleinere „Scharmützel“ unter einzelnen ethnische Gruppierungen werden bisher gut unter Kontrolle gehalten.
  • Aus den vielen Dialekten, die im Land gesprochen werden, und von denen einige jeweils nur für Eingeborene desselben Gebietes verständlich sind (darunter auch reine Lautsprachen), wurde in einem friedlichen Prozess einer der Dialekte als Amtssprache ausgewählt. Ursprünglich wurde er zwar nur von einem relativ kleinen Stamm gesprochen, doch er setzte sich widerstandslos durch. Jeder im ganzen Land versteht nun zumindest rudimentär die offizielle Amtssprache (das können nicht alle Länder von sich behaupten)!
  • Seit ungefähr zehn Jahren gibt es bei uns flächendeckend Festnetz-Telefonanschlüsse. Das war noch bis weit in die neunziger Jahre hinein kaum vorstellbar.
  • Eine Episode der Militärdiktatur, in die einzelne Stammesgebiete zeitweise zurückfielen, konnte unblutig(!) beendet werden.
  • Die größte Herausforderung, die die Zivilisierung (die zugegebenermaßen durch äußere Kräfte erwirkt wurde) mit sich brachte, war für uns wohl der Umgang mit der Demokratie. Diesen meistern wir heute vorbildlich. Obgleich wir quasi „zu unserem Glück gezwungen“ wurden, konnten wir eine spektakulär positive wirtschaftliche und sozialpolitische Tendenz verzeichnen, die nicht zuletzt auf jahrelange umfangreiche Lieferung von Hilfsgütern, staatsbildende Entwicklungshilfe und auch militärische Präsenz fortschrittlicher zumeist westlicher Staaten zurückzuführen ist. Die neuen Landesgrenzen, die wie bei vielen afrikanischen Ländern nicht durch unseren Staat selbst, sondern durch die Regierungen anderer Länder gezogen worden sind, wurden durch die Regierung unseres Landes im Jahr 1990 sogar offiziell anerkannt. "
... Um welches Land handelt es sich? (erst raten, dann weiterlesen)


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" Dieses Land heißt natürlich – Deutschland. Meine Oma, die Eingeborene, stammt aus Bayern. Nebenan, in Tirol, bemalte man Schädel und stellte sie ins Regal. In den neuen Bundesländern hatten noch 1994 viele Haushalte keinen Festnetzanschluss. Über die verschiedenen Zivilisierungsgrade meines Volkes weiß ich bestens Bescheid. "
Textauszug aus
Noah Sow: Deutschland Schwarz Weiß


... Seid ehrlich zu euch selbst - seid Ihr darauf gekommen? 
Viele vermuten, dass es sich um ein Entwicklungsland in Afrika handelt. An diesem Beispiel sieht man, was Sprache und Bilder alles anstellen können. Wir haben diesen Text auf dem Vorbereitungsseminar erhalten, um zu erkennen, wie sehr wir mit unserer Sprache und den Bildern, die dahinter stecken, Klischees und Stereotypen bedienen und sich die Bilder und Single-Stories in den Köpfen der Menschen verankern, obwohl sie das betroffene Land vielleicht noch nie selbst kennengelernt haben.

Vorbereitungen über Vorbereitungen

24 Tage vor meiner Abreise wollte ich Euch mal über den aktuellen Stand der Dinge informieren...

Meine "Deutschland-Tour" Berlin - St.Andreasberg/Oberharz - Dresden ist nun beendet, was mich erleichtert. 
Mein 5-wöchiges Praktikum im Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Bonn und Berlin lief sehr gut. Ich habe dort viele Erfahrungen mitnehmen können und gleichzeitig hat mir die Arbeit dort sehr viel Spaß gemacht und mich weiter in meinem Wunsch bestärkt der Politik nachzugehen und in Zukunft etwas in diese Richtung hin zu studieren.
Im Oberharz folgte im direkten Anschluss an das Praktikum ein 9-tägiges Vorbereitungsseminar der GIZ für meinen anstehenden Freiwilligendienst.
Wir haben dort verdammt viel gelernt und so langsam fühle ich mich ansatzweise vorbereitet, auf die 12 Monate fernab von Deutschland.

Es gab Einheiten zu:
- Interkulturellem und Globalem Lernen
- Kommunikation und Teamarbeit
- was es bedeutet Weltwärts-Freiwillige_r mit der GIZ zu sein
- Gender
- dem Begriff der Kultur
- Länderkunde (Kamerun in meinem Fall) und Bildern in unseren Köpfen
- Entwicklungszusammenarbeit - einer meiner persönlichen Interessenschwerpunkte -
- der Kritik am Weltwärts-Programm und dem Vorurteil des "Freiwilligentourismus"
- unserem Umgang mit Ängsten und Konflikten
- Rassismus und eigenen Privilegien, wo zwei Pfarrer als Referenten eingeladen wurden (ein super interessanter Tag!)
- Gesundheit, mit einer Fachperson vom Ärztlichen Dienst, die uns mit einem Arzneikoffer, Malariaprophylaxe und einem Moskitonetz versorgt hat
- dem Thema "Verlieben weltweit"
- dem Thema Umgang mit Bildern und Sprache (hoffentlich halte ich mich beim Blog-Schreiben an die gelernten Tipps und Regeln)
- eigenen Grenzen
- globalen Zusammenhängen
- und schlussendlich der Reiseorganisation

Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass dies ziemlich viel und teilweise auch ziemlich heftiger Inhalt sein kann. Es ist aber wichtig, dass all diese Themen angesprochen wurden und hierbei auch ein Riesenkompliment an die GIZ: Das Team hat sich wahnsinnig viel Mühe gegeben, uns Theaterstücke vorgeführt, um uns in die Themen einzuführen, Ausstellungen zu den einzelnen Themen vorbereitet und vieles vieles mehr. Ich kann nicht behaupten jemals zuvor innerhalb  von so kurzer Zeit so viel unglaublich Wichtiges gelernt zu haben.
Wir Freiwilligen (ein Mix aus Freiwilligen, die nach Ruanda, Benin, Kamerun, auf die Philippinen und nach Thailand gehen) haben uns auch untereinander sehr gut verstanden - das ein oder andere Gesicht kannte man auch schon von dem Auswahlseminar im Frühjahr.

Nach meiner Etappe auf dem Sonnenberg im Oberharz ging es dann also weiter nach Dresden zu einem Uni-Auswahlgespräch. Die Stadt ist toll! Ich glaube ich habe mich verliebt. Mal sehen, wo es mich nächstes Jahr also zum Studieren hintreibt... es bleibt spannend ;-)

Und seit gestern Abend bin ich wieder zu Hause - endlich. Auch wenn mir die Zeit in Berlin, im Oberharz und auch in Dresden gut gefallen hat, freue ich mich nun die letzte Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden genießen zu können. Es müssen auch noch zahlreiche Outdoor-Artikel und Regenausrüstung (!!) gekauft werden und das wichtigste - meine Abschiedsparty - steht am 25. August ja auch noch an...