Chercher le bonheur sans écraser les autres.

Dem Blog liegt meine subjektive Wahrnehmung zu Grunde - ich werde mein Bestes geben, um keine Stereotype und Klischees zu bedienen. Doch kann ich hier nur ein begrenztes Bild von Kamerun wiedergeben und spreche keinesfalls für ganz Afrika... N'oublions pas la diversité!

Mittwoch, 30. Mai 2012

Kamerun - eine kleine Einführung

Kamerun in West- / Zentralafrika

Kamerun liegt in West-/Zentralafrika und ist zu 80 Prozent französischsprachig. Ich hatte jedoch das Glück im Unglück genau in dem kleinen englischsprachigen Raum - dem Südwesten - zu landen. (Glück im Unglück deshalb, weil ich aufgrund meines bilingual französischen Unterrichts deutlich schwächer in Englisch bin. Auf der anderen Seite sagte ich mir, dass das Jahr für mich eine gute Gelegenheit sein wird, um mein Englisch aufzufrischen, um dem durch die Globalisierung sehr  internationalisierten Arbeitsmarkt in meiner Zukunft gerecht werden zu können.) Durch die verschiedenen Stämme und kulturellen Einflüsse, kann man in Kamerun rund 230 verschiedene Sprachen zählen. In Buea (wo ich leben werde) spricht man das Pidgin-English.

Das Land mit einer Bevölkerungszahl von 19.711.300 Einwohnern zeichnet sich auch durch seine ethnische und religiöse Vielfalt aus. In Kamerun sind rund 66,7 Prozent der Bevölkerung Christen, davon etwa 27,3 Prozent Protestanten und 32,4 Prozent Anhänger der katholischen Kirche Kameruns, ca. 2,5 Prozent der Bevölkerung sind orthodoxe Christen und 4 Prozent Anhänger anderer christlicher Konfessionen. 27,9 Prozent der Einwohner sind Muslime und nur noch 4,6 Prozent sind Anhänger traditioneller west- und zentralafrikanischer Religionen. 2,1 Prozent bezeichnen sich als Anhänger anderer Religionen und 3,2 Prozent als religionsfrei.

Der südwestliche Teil, in dem ich leben werde, grenzt an den Atlantischen Ozean, sodass ich es glücklicherweise mit einem für afrikanische Verhältnisse relativ angenehmen Klima zu tun haben werde (25-30 Grad durchschnittlich). Buea liegt in einer der regenreichsten Regionen der Welt, da die Nähe zum Wasser, sowie die hohe Lage (1000 m über dem Meeresspiegel) zusammenkommen. Die Nachbarländer Kameruns sind auf westlicher Seite Nigeria, auf nördlicher der Tschad, im Osten die Zentralafrikanische Republik und die Republik Kongo sowie im Süden Gabun und Äquatorialguinea.
Kamerun ist eine Präsidialrepublik. Einst von den Deutschen kolonialisiert, gibt es noch vereinzelte Städte wie z.B. Buea, deren Altstadt von den Deutschen geprägt ist. Es gibt dort u.a. noch einen Bismarck-Brunnen.

Die Hauptstadt Kameruns ist Yaoundé (französischsprachig) mit mehr als 1.800.000 Einwohnern. Am meist bevölkertsten ist jedoch die Hafenstadt Douala. Buea ist mit gut 90.000 (unterschiedliche Quellen) Einwohnern die zehntgrößte Stadt. Auch Limbe sollte man kennen, da diese Stadt direkt am Meer liegt.

Kamerun wird oft "L'Afrique en miniature" genannt und ist sehr attraktiv für Afrika-Reisende, da man fast alle Vegetationstypen wiederfinden kann. Während der Norden hauptsächlich aus Wüste bzw. Savanne besteht, findet man im Süden tropischen Regenwald. Der Westen besteht aus vulkanischem Gebirge, wo man auch den größten Berg West- und Zentralafrikas, den Mount Cameroon (mehr als 4000m hoch) finden kann. Wenige Kilometer entfernt, entdeckt man wiederum das Meer, den Atlantik.


Dienstag, 29. Mai 2012

Mein Projekt

Jamadianle School
Mein Einsatzplatz "Schulische Bildung von Kindern und Jugendlichen"

Ich unterstütze die Organisation United Action for Children (UAC) in Buea (Region Südwest) bei der Verbesserung von schulischen Bildungsmaßnahmen (z.B. Sportunterricht, Deutschunterricht) sowie der Verbesserung des School-on-wheels Programms.

Beschreibung meines Einsatzplatzes:
Die 1996 gegründete Organisation United Action for Children engagiert sich in der schulischen und beruflichen Bildung von Kindern und Jugendlichen in ländlichen und städtischen Gebieten. Neben einem Kindergarten und einer Grundschule Jamadianle School bietet UAC Freizeitprogramme, Nachhilfeunterricht, Ferienprogramme und berufliche Bildungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche an. Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen eine möglichst umfassende Bildung zu ermöglichen.
In den letzten Jahren hat UAC sowohl die Anzahl der zu betreuenden Schüler als auch sein Aktivitätenprogramm stark erhöht. Ziel ist es, den Schülern in möglichst kleinen Klassengrößen eine individuelle Bildung zu ermöglichen. Durch den Freiwilligeneinsatz sollen die Mitarbeiter der Organisation in den Bereichen schulische Bildung sowie Freizeitmaßnahmen verstärkt werden.

Wenn Ihr selbst noch ein bisschen nachlesen wollt, schaut doch mal auf der Homepage von UAC vorbei:
www.unitedactionforchildren.org

Meine Arbeitszeit:
40 Wochenstunden mit hoher Flexibilität

Meine Aufgaben als Freiwillige:
- Unterstützung des Lehrpersonals im Unterricht (z.B. Sportunterricht, Deutschunterricht, Computerunterricht)
- Unterstützung des Lehrpersonals beim "School-on-wheels-Programm" im ländlichen Bereich (spielerischer Unterricht in den umliegenden Dörfern ohne Schulen)
- Unterstützung des Lehrpersonals bei Ferienprogrammen

Standortinformationen:
- Wohnort: Buea (ca. 100.000 Einwohner) liegt in der Region Südwest - englischsprachig - direkt am Mount Cameroon (4095m, höchster Berg West- u. Zentralafrikas; Besteigung möglich). Studentenstadt, ruhig im Vergleich zu anderen kamerunischen Städten, aber genug Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, etwa drei Gehminuten zum Arbeitsplatz. Die Entfernung bis zum Meer Atlantischer Ozean (in Limbe) beträgt ca. 25 km.
- Unterkunft: Einzelzimmer (einfaches Zimmer mit Bett, Tisch, Regal) in von UAC angemieteten Häusern. Häuser werden mit anderen Freiwilligen anderer Länder geteilt, entweder eigenes Badezimmer oder Nutzung des Gemeinschaftsbadezimmers, fließendes Wasser vorhanden, allerdings oft Probleme in der Wasserversorgung (bildung von Wasservorräten notwendig), gutes Essen in einer Gastfamilie (Familie des Chefs).
- Klima: In Buea herrscht aufgrund der Nähe zum Berg und zum Meer eine lange Regenzeit. Das ganze Jahr über belaufen sich die Temperaturen auf ca. 25-30 Grad. Nachts kann es kühl werden.
- Gesundheitsversorgung: Medizinische Grundversorgung vor Ort (Krankenhäuser, Arzt zwei Minuten Fußweg von der Unterkunft entfernt), schwerwiegende Erkrankungen müssen in Douala (Entfernung 70 km, 1 Stunde Fahrzeit) behandelt werden.
- Kommunikationsmöglichkeiten: Internetcafé direkt neben dem Einsatzplatz, internationale Gespräche von "Call shops" möglich, Kamerun verfügt über ein relativ gutes Mobilfunknetz, Erwerb von Prepaid-Karten möglich, Abhebung per Visa-Card an Bankautomaten möglich, in Kamerun besteht generell keine Möglichkeit direkt per Kreditkarte zu bezahlen.
- Einkaufsmöglichkeiten: Der Einkauf von Dingen des täglichen Bedarfs (frische Lebensmittel, Konsumartikel) ist auf lokalen Märkten möglich. Importierte Waren sind z.T. vorhanden, aber wesentliche teurer als lokale Produkte.
- Erreichbarkeit: Transportmöglichkeiten sind vorhanden: Bus/Taxi. Alle markanten Punkte des Zentrums sind per Taxi zu erreichen. Busverbindungen in die Hauptstadt Yaoundé oder die Hafenstadt Douala mehrmals täglich. Taxiverbindungen ans Meer merhmals täglich.
- Soziales Umfeld: Freundliche und entgegenkommende Bevölkerung. Eine Integration ist einfach, sofern die Freiwillige bereit ist, soziale Interaktionen über die beruflichen Belange hinaus zu erweitern. Mitarbeiter internationaler Organisationen (u.a. GIZ) in Buea.

Le début

Wie alles anfing...
Für mich stand vor ca. 2 Jahren fest: Nach meinem Abitur möchte ich gerne nach Afrika gehen. Auf meine Studienzeit freue ich mich zwar schon seit Jahren, aber das kann auch noch ein bisschen warten, denn wann hat man schonmal die Gelegenheit, sich solch eine Auszeit nehmen zu können. Für mich ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt eine ganz andere Ecke der Welt zu sehen, denn den ersten (schulischen) Teil meines Lebens habe ich nun abgeschlossen, und ein noch viel wichtigerer wird beginnen. Doch bevor ich mich für einen Studien- und Berufsweg entscheide, halte ich es für sinnvoll erstmal Erfahrungen zu sammeln... in einem anderen Land als Deutschland, auf einem anderen Kontinenten als Europa. Diese Erfahrungen werden mein Weltbild mit Sicherheit prägen und somit auch meinen beruflichen Werdegang und meine Zukunftsvorstellungen beeinflussen.

Warum nun Afrika? - Das ist eine gute Frage. Es kam mir gar nicht in den Sinn irgendwo anders ein soziales Jahr zu verbringen, denn mir ging es in allererster Linie um den gänzlich anderen Kontinenten und nicht darum, irgendwo anders neue Erfahrungen zu sammeln. Als kleines Kind begeisterte mich das Buch Tippi aus Afrika, doch das kann kaum der ausschlaggebende Grund gewesen sein. Ich glaube, dass es vielmehr damit zu tun hat, dass ich in den letzten paar Jahren auf speziell diesen Kontinent aufmerksam wurde, erkannte, das er vernachlässigt wird und der Westen ein von lauter Vorurteilen verzerrtes Bild von Afrika hat. Ich denke, dass viel mehr hinter dem Wort 'Afrika' steckt und genau das möchte ich persönlich erfahren. Nicht einfach nur durch eine touristische Abenteuerreise nach Südafrika. Ich möchte versuchen das afrikanische Leben zu leben, mich an Kultur, Menschen, Arbeitsweisen etc. anzupassen.
Eine große Rolle haben denke ich auch die afrikanischen Kontakte gespielt, die ich seit geraumer Zeit vermehrt geknüpft habe. Es waren spontane Bekanntschaften wie z.B. die eines Äthiopiers, der neben mir am Rex Kino stand und singend eine Filmzusammenfassung las. Ein nettes Lächeln, wir kamen ins Gespräch und in ein paar wenigen Minuten des Smalltalks hatte ich plötzlich schon viel über sein Herkunftsland und seine Lebensgeschichte erfahren. Ich kann nur positives über die Menschen, die ich kennenlernte, berichten. Natürlich ist es nur eine bestimmte Gruppe von Afrikanern, die nach Europa ausgewandert ist und von daher schon sehr tolerant und angepasst lebt, doch was alle gemein haben, ist diese besondere Lebensfreude und das fast immerwährende Lächeln auf dem Gesicht, was einem gerade im eher kalten und distanzierten Deutschland, positiv ins Auge sticht. Ich denke einfach, dass Afrika etwas für mich ist und freue mich sehr auf meine Ausreise.

So, nun aber erstmal weiter in der Vorgeschichte. Ich hatte mich also dazu entschlossen einen freiwilligen Dienst zu machen. Auf einer Messe Wege ins Ausland habe ich von Weltwärts erfahren, das eine Art Börse ist, die mit vielen verschiedenen Entsendeorganisationen zusammenarbeitet. Mit Weltwärts wird ein Großteil des Freiwilligendienstes finanziert, doch bewerben muss man sich bei den einzelnen Organisationen. Da ich schon sehr früh konkrete Pläne hatte, habe ich seit dem Frühjahr 2011 gerade zu darauf warten müssen, dass ich mich endlich anfangen konnte peu à peu zu bewerben. Ich hatte eine Rangliste von den Organisationen gemacht, die mir nach guter Recherche für Afrika am geeignetsten erschienen. Mein Favorit war von Anfang an die GIZ - Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, da sie das breiteste Länderangebot im afrikanischen Raum hatte und Länder wie Mali und Burkina Faso anbot (Mali war zu der Zeit mein Wunschland).
Da die Bewerbungsfrist jedoch erst viel später war, bewarb ich mich erstmal bei AFS( American Feed Service) - Interkulturelle Begegnungen e.V. und beim ICJA - Freiwilligenaustausche weltweit. Ich hatte das Glück bei beiden zu einem Auswahlseminar eingeladen zu werden, entschied mich aber nur zu AFS zu fahren. Nachdem ich dieses dann im Herbst erfolgreich durchlaufen hatte, bekam ich die Nachricht für das Land Kenia angenommen worden zu sein. Ich sagte zu, da Kenia bei der Organisation mein Favorit gewesen war. Meine Bewerbung für die GIZ lief dennoch weiter und auch dort wurde ich eingeladen. Ich fuhr abermals zu einem Auswahlseminar, da mich die angebotenen Länder noch mehr reizten und lernte erneut viele interessante Menschen mit ähnlichen Zielen und Interessen kennen. Als ich auch hier angenommen wurde, sagte ich AFS ab. Erstens hätte ich dort 1700 Euro durch einen Förderkreis zusammenstellen müssen (die 25% Eigenanteil entfallen bei der GIZ, da sie vom Staat unterstützt wird) und zweitens hatte ich in der Zwischenzeit festgestellt, dass AFS nur Projekte in der Touristenstadt Mombasa anbietet. Ich wollte jedoch das wirklich Leben erfahren und nicht 12 Monate zwischen lauter weißen Reisenden verbringen.
Bei der GIZ durfte ich mir drei Projekte in Ländern meiner Wahl aussuchen und hoffen, dass ich für eines von ihnen die geeignetste Bewerberin war. Nachdem ich in Erfahrung gebracht hatte,  das Mali und Burkina Faso aufgrund der Entführungsfälle durch die Al-Quaida in der Wüste leider aus dem Programm genommen wurden, liebäugelte ich mit den französischsprachigen Ländern Kamerun, Ruanda und Benin, da ich dank meiner bilingual französischen Schullaufbahn, meinem deutsch-französischem Abi und einem mehrmonatigen Auslandsaufenthalt sehr viel bessere Kenntnisse in dieser Sprache als in englisch gehabt hätte.
Auf einer Mitfahrgelegenheit nach Berlin lernte ich genau in dem Zeitraum meiner Entscheidungsfindung per Zufall eine Kamerunerin kennen, die mich von ihrem Land begeisterte. Ich bewarb mich dementsprechend auf ausschließlich kamerunische Projekte und wurde in Buea im Südwesten Kameruns - englischsprachig - bei der Organisation United Action for Children angenommen. Im folgenden Eintrag könnt ihr mehr über meinen Einsatzplatz, meine Umgebung und die Lebensbedingungen dort erfahren.


Paix, Travail, Patrie