Chercher le bonheur sans écraser les autres.

Dem Blog liegt meine subjektive Wahrnehmung zu Grunde - ich werde mein Bestes geben, um keine Stereotype und Klischees zu bedienen. Doch kann ich hier nur ein begrenztes Bild von Kamerun wiedergeben und spreche keinesfalls für ganz Afrika... N'oublions pas la diversité!

Freitag, 30. November 2012

A de fino ! - Mir geht's gut !



So liebe Leute, erst einmal ein großes Sorry! Ich komme in letzter Zeit kaum mehr hinterher mit dem Blogschreiben. Versuchen wir also mal im Schnelldurchlauf die letzten anderthalb Monate revue passieren zu lassen…
Mittlerweile sind wir ziemlich viele Freiwillige hier. Nicht nur in Buea, das war ja schon von Anfang an die freiwilligenbevölkerungsreichste Stadt des Landes, nein jetzt tummeln sich auch in meinem Projekt viele rum. Yannick und ich von der GIZ für ein Jahr, dann Rachel, die Amerikanerin für 9 Monate und es sind noch 2 holländische Mädels – Johanna und Laura – dazu gekommen, die 6-9 Monate bleiben. Wir versuchen uns nun ein bisschen aufzuteilen, sodass manche hier mehr in der Bibliothek arbeiten und immer nur 2 Leute pro Tag Sportunterricht geben. Außerdem ist Mr. Orock (Chef) nun auf die Idee einer „Creative Mind Corner“ gekommen. D.h., dass wir eine Ecke der Bibliothek umfunktionieren, sie wird abgetrennt und Klasse 1 & 2, die normalerweise gar keinen bzw. eingeschränkten Zutritt zu diesem Gebäude haben, dürfen dort ihrer Phantasie freien Lauf lassen und malen/basteln was sie wollen. Glücklicherweise hat unser Chef eine ganze Reihe von internationalen Sponsoren aus Amerika, China, den Niederlanden etc., sodass wir uns über Materialien nicht beklagen können. Ich freue mich sehr, wenn wir diese Idee nun bald in die Tat umsetzen können!
Mein Unterricht nimmt mittlerweile mehr Form und Struktur an. 2 mal die Woche gebe ich vormittags Sportunterricht (Klasse 1-3). 3x die Woche nachmittags Deutschunterricht (Klasse 5a, 5b, 6). Dienstags gebe ich eine Library Lesson und wenn die Creative Corner fertig installiert ist, werde ich die jüngeren Kinder dort in den Pausen (11h-12h) betreuen. In der restlichen Zeit mache ich Remedial Reading (eine Art Lese- und Schreibnachhilfe, manchmal auch Mathe). Und dann gibt es da noch die Simo-Familie, die frankophon ist und ein Mädchen in Grade 1, eine in Grade 2, und zwei Mädels und einen Jungen in Grade 4 hat. Die jüngeren können ganz gut Englisch, in Klasse 4 die drei allerdings kein Stück, sodass ich ihnen erst einmal eine grundlegende Basis in der Sprache verschaffen möchte, damit sie dem Unterricht besser folgen können (im Moment verstehen sie höchstens Mathe ein bisschen). Ich bin immer noch dabei meine Unterrichtsmethoden zu verbessern, bin aber auch für jede Idee Eurerseits dankbar – es ist nämlich gar nicht so einfach eine Sprache so beizubringen, dass der restliche Unterricht verstanden wird. Anfangs hatte ich noch ein paar Probleme im Sekundentakt zwischen Englisch und Französisch hin und her zu switchen, aber mittlerweile läuft das ganz gut. Die frankophone Bibliothekarin kommt mir auch ab und an zur Hilfe.
Zu den Lehrern habe ich jetzt auch einen viel besseren Draht. Ich habe zwar meine Lieblingslehrer (Z.B. Mme Emma, sie ist ein bisschen wie eine Mami und ich kann ihr sehr gut vertrauen und Mister Edwin – die einzigen beiden, wo ich sicher sein kann, dass sie nie schlagen würden), aber mit jedem einzelnen Lehrer komme ich nun gut zurecht und habe auch einen persönlichen Draht, was ich mir anfangs absolut nicht vorstellen konnte, da gerade die Frauen (das Lehrerkollegium wird eigtl nur von Frauen dominiert… sagen wir im Verhältnis 20:4) etwas misstrauisch waren. Da habe ich den anderen Freiwilligen etwas voraus, was aber auch einfach daran liegt, dass ich sehr darauf achte niemanden zu vernachlässigen und jedem mal im Unterricht beim korrigieren zu helfen, oder auch einfach nur aus Interesse in den Pausen zum Quatschen vorbeizukommen und an ihrem Leben teilzunehmen.

Ich schweife schon wieder ab. Also weiter mit den letzten Ereignissen:
Die amerikanische Präsidentschaftswahl wurde ein großes Ereignis hier… zum einen vielleicht, da wir Rachel unter uns haben, zum anderen, weil ich brennend interessiert war und aber auch weil sich eine Neuigkeit in unserer Schule wie ein Lauffeuer verbreiten kann. Jedenfalls habe ich zwei Tage vor der Wahl mit Mme Bessem (Klasse 1-Lehrerin) den Beschluss gefasst einen Obama-Fan-Club zu gründen. Am nächsten Tag malten wir Poster und ich konnte zahlreiche weitere Schüler und Lehrer (sogar Driver der Schule) motivieren mitzumachen. Manchmal musste man dann erstmal erklären wer Obama ist, aber am Ende hatten wir quasi die ganze Schule im Nacken. Fast alle die etwas Ahnung hatten waren hier in meiner Umgebung für Obama. Ich habe höchstens Schlechtes wegen seiner Homosexualitäts-Kampagne gehört, konnte dann aber mit noch mehr schlechten Stories  von Romnies Seite kontern und sie davon überzeugen, dass die Einstellung zu Armut und zur Mittelschicht (breitere Masse der Bevölkerung hier wie Ihr Euch vorstellen könnt) doch weitaus wichtiger ist. In der Wahlnacht hat keiner der Freiwilligen ein Auge zugetan und wir haben alles bei der Familie des Chefs auf einer großen Leinwand verfolgen können.

Noch zum Projekt: Das School-on-wheels-Programm hat nun finally begonnen… es findet nun 4x die Woche in 4 unterschiedlichen Dörfern in Buea statt. Jeder Freiwillige geht ca. 1-2x momentan und gibt Kindern unterschiedlichster Klassen Mathe- und Englischnachhilfe. Oft sind es Waisenkinder, oder auch Kinder von anderen Schulen, die unterrichtet werden. Bis jetzt macht es viel Spaß, schade ist nur, dass wir meist keine Tische haben und wenig Schulutensilien. Auch die Lehrer werden nicht vergütet, sodass es noch an ihrer Motivation und Bereitschaft mangelt. Aber das alles soll verbessert werden.

Hatte ich schon von Miracle erzählt? Sie ist die 2 Monate alte Tochter des Chief-Schoolbusdrivers, Aloys, die ich in meinen ersten Wochen kennengelernt habe. Ich besuche sie regelmäßig, da Aloys auch direkt neben der Schule wohnt. Mittlerweile gehöre ich schon quasi zur Familie, habe die Oma kennengelernt und bin im persönlichen Fotoalbum verewigt =). Aber das Süßeste ist, dass sie ihr dann meinen Namen Louisa gegeben haben und sie seitdem tatsächlich als Miracle Louisa bekannt ist! Das Mädchen ist unglaublich süß und die Mutter Dina auch eine Liebe. Ihr bringe ich deutsche Kinderlieder bei, da sie möchte, dass Miracle irgendwann mal Deutschland besuchen kommt. Vielleicht wird sie so was wie eine Art Patenkind von mir hehe.

Traurig ist, dass der Ehemann von Mme Béatrice (Lehrerin in Jamadianle) vor Kurzem gestorben ist. Gerade 5 Monate zuvor hatten die beiden geheiratet, was meine Vorgängerin Amelie auch alles hautnah miterleben durfte. Er hatte einfach Typhus und Malaria zusammen (ziemlich häufig hier), wurde dann zusätzlich falsch auf Asthma behandelt, was sein Körper dann nicht mehr mitgemacht hat. Sowas passiert hier viel zu häufig, deshalb nehme ich jede Krankheit in meinem Bekanntenkreis auch sehr ernst. Es ist unglaublich wie viele Waisen es gibt. Mr. Orock, mein Chef, z.B. hat ja auch 5 Kinder aus seiner Familie adoptiert, da die meisten seiner Geschwister gestorben sind. Oft mangelt es dann an Geld für die Behandlung, oder es gibt falsche bzw. gar keine Diagnosen. Das macht einen sehr traurig.
Hannah, die Freiwillige, die mit mir zusammen wohnt, arbeitet in der School for the Deaf. Es ist echt unglaublich wie viele Kinder hier nicht hören und richtig sprechen können, aber  oft wird nichts direkt unternommen. Logopäden gibt es auch keine, sodass sich schwerwiegende Sprachfehler viel schneller entwickeln können.

Nirgendwo ist alles rosig.



Vielleicht hattet ihr in den letzten Einträgen den Eindruck, dass alles hier so rosig sei. Das ist es natürlich nicht und ich werde immer nachdenklicher was bestimmte Themen angeht. Es ist nur schwer das alles realitätsnah in einem Blog wiederzugeben. Um Euch einen kurzen Einblick zu geben:
-         Schlagen ist in Familien und Schulen sehr sehr üblich und auch wenn Jamadianle eine Privatschule ist, die das ausdrücklich verbietet, wird das von den Lehrern nicht immer respektiert. Der Großteil des Kollegiums wurde vor meinen Augen schon handgreiflich, auch die Busfahrer. Es ist schwer ihnen klarzumachen, dass es auch andere Wege und Möglichkeiten gibt, den Kindern gutes Verhalten beizubringen, denn dann kommt immer der Satz: „Yes, but you know, African children are different than White ones… more violent.“ So ein Schwachsinn kann ich nur sagen. Aber gut, wir arbeiten daran. In Mme Emmas Klasse 5 haben wir neulich im Fach Moral Education (ja so was gibt es hier in der Grundschule!!) über „Abuse of Children’s Rights“ gesprochen. Als ich von Europa berichten sollte und erklärt habe, dass ich nie geschlagen wurde, da kamen ganz viele interessante Fragen der Kinder. Auf der einen Seite schockierend, da sie sich ein Leben ohne geschlagen werden nicht vorstellen können, aber es war auch einfach so gut unterschiedliche Erfahrungen auszutauschen. Und ich denke es ist schon möglich, dass sich auch hier etwas ändern kann, so wie sich in Deutschland ja auch von einer Generation zur nächsten die Erziehungsmethoden geändert haben… Ich habe angefangen die Canes (Art Schläuche, die eigtl. zum Verbinden von Gasflasche und Herd gedacht sind, aber in den Schulen überall zu einer Art Peitsche umfunktioniert werden) in den Klassen einzusammeln und habe mittlerweile schon eine schöne Collection zu Hause. Ich weiß nicht wieviele Konversationen ich schon mit einzelnen Personen übers Schlagen geführt habe und wie bitter sie wurden. Doch heute z.B. hatte ich fast den Eindruck als hätte ich den ICT-Teacher ein kleines bisschen überzeugen können. Nachdem er geleugnet hatte das Kabel dabei zu haben (das ich gestern noch bei ihm auf dem Tisch habe liegen sehen), hat er es mir nach 50 Minuten mehr oder weniger friedlicher Diskussion freiwillig ausgehändigt. Wir Freiwilligen planen nach Weihnachten mal eine Art Seminar zu veranstalten, in dem wir über andere Methoden des Zurechtweisens diskutieren können. Dafür brauchen wir aber noch viel Vorbereitung und vor allem Erfahrungsberichte von Lehrern, da wir alle ja nicht ausgebildet sind und unser Unterricht hier anders aussieht als der von den Lehrern. (Die Kinder sehen uns oft als Spielgefährte und scherzen auch oft mir uns.) - Über Ideen von Euch sind wir sehr dankbar!
-         Ein weiteres Thema ist die Kinderarbeit, wenn ich es mal so nennen darf. Bei uns in der Schule gibt es zwei, drei Fälle, wo Kinder kaum zum Unterricht erscheinen, da sie arbeiten müssen. Das sieht dann ungefähr so aus, dass sie dienstags, mittwochs und freitags nicht auftauchen, da genau dies die Markttage in der Umgebung sind. 3 Lehrerinnen haben sich neulich mal auf den Weg gemacht und die Kinder beim Verkaufen aufgesucht, aber die Eltern streiten alles ab, lassen die Kinder 2 Wochen zum Unterricht gehen und dann fängt alles von neu an. Ein trauriges Spiel, gerade wenn genau diese Schüler dann die Exams verpatzen.
-         Was mir absolut nicht aus dem Kopf geht ist dann noch das Thema rund ums Geld. Geld dominiert hier einfach alles – viele Freundschaften und fast jede „Liebes“-Beziehung…
Kamerunische Frauen haben da echt eine andere Einstellungen zu Männern als wir oder ich persönlich es aus meinem Umfeld in Deutschland gewohnt bin: Sie verlangen, verlangen und verlangen. Wenn der Mann dann knapp bei Kasse ist und nichts mehr großartiges bieten kann, dann wird es kritisch. Wollen sie ein Haus und der Freund kann es nicht kaufen, dann suchen sie so lange, bis sie einen finden, der es kann, egal ob Gefühle mit im Spiel sind oder nicht. Ich will das jetzt nicht verallgemeinern, aber ich habe jetzt schon so oft von Intrigen und verlassenen Jungs gehört, wo sich das genau so ab gespielt hat, da können die Mädels noch so intelligent sein.
Ich will jetzt niemandem Angst machen, aber ein Sohn des Chefs hat z.B. seinen Cousin verloren, da dieser in Europa Geld gemacht hat und zurückkam, um sein neugeborenes Kind und seine Frau zu besuchen. Die Eifersucht seiner Freunde hat ihn wortwörtlich umgebracht und das ist leider auch nicht das einzige mal, dass ich davon gehört habe. Man muss hier einfach sehr gut aufpassen, wem man vertrauen kann, denn selbst die engsten Menschen um einen herum haben dann doch noch andere Absichten. Und generell gilt hier die Phrase: Weißer = Geld. Da können wir auch Volunteers ohne jegliche Ausbildung und mit nichts in der Hand sein, das ändert nichts. Überall wird erstmal der „Weißen-Preis“ verlangt, und das mit Gelächter. Von vielen Bekannten und sogar Lehrern in der Schule wird um Geld gebeten. Man möchte dann nicht unverschämt sein, wenn sie z.B. sagen, dass sie sonst nicht zu einer Beerdigung fahren können oder ähnliches, auf der anderen Seite muss man gut aufpassen, da es sich schnell rumspricht, wenn man einmal hilft und sich eine gewisse Erwartungshaltung von Seiten aller Bekannten entwickelt.
Aber es sind nicht alle so und viele denken auch um, wenn man ihnen einmal erklärt hat, dass wir selbst noch nichts verdienen und keine Millionäre sind.