So liebe Leute, erst
einmal ein großes Sorry! Ich komme in letzter Zeit kaum mehr hinterher mit dem
Blogschreiben. Versuchen wir also mal im Schnelldurchlauf die letzten
anderthalb Monate revue passieren zu lassen…
Mittlerweile sind wir
ziemlich viele Freiwillige hier. Nicht nur in Buea, das war ja schon von Anfang
an die freiwilligenbevölkerungsreichste Stadt des Landes, nein jetzt tummeln
sich auch in meinem Projekt viele rum. Yannick und ich von der GIZ für ein
Jahr, dann Rachel, die Amerikanerin für 9 Monate und es sind noch 2 holländische
Mädels – Johanna und Laura – dazu gekommen, die 6-9 Monate bleiben. Wir
versuchen uns nun ein bisschen aufzuteilen, sodass manche hier mehr in der
Bibliothek arbeiten und immer nur 2 Leute pro Tag Sportunterricht geben.
Außerdem ist Mr. Orock (Chef) nun auf die Idee einer „Creative Mind Corner“
gekommen. D.h., dass wir eine Ecke der Bibliothek umfunktionieren, sie wird
abgetrennt und Klasse 1 & 2, die normalerweise gar keinen bzw.
eingeschränkten Zutritt zu diesem Gebäude haben, dürfen dort ihrer Phantasie
freien Lauf lassen und malen/basteln was sie wollen. Glücklicherweise hat unser
Chef eine ganze Reihe von internationalen Sponsoren aus Amerika, China, den
Niederlanden etc., sodass wir uns über Materialien nicht beklagen können. Ich
freue mich sehr, wenn wir diese Idee nun bald in die Tat umsetzen können!
Mein Unterricht nimmt
mittlerweile mehr Form und Struktur an. 2 mal die Woche gebe ich vormittags
Sportunterricht (Klasse 1-3). 3x die Woche nachmittags Deutschunterricht
(Klasse 5a, 5b, 6). Dienstags gebe ich eine Library Lesson und wenn die
Creative Corner fertig installiert ist, werde ich die jüngeren Kinder dort in
den Pausen (11h-12h) betreuen. In der restlichen Zeit mache ich Remedial
Reading (eine Art Lese- und Schreibnachhilfe, manchmal auch Mathe). Und dann
gibt es da noch die Simo-Familie, die frankophon ist und ein Mädchen in Grade
1, eine in Grade 2, und zwei Mädels und einen Jungen in Grade 4 hat. Die
jüngeren können ganz gut Englisch, in Klasse 4 die drei allerdings kein Stück,
sodass ich ihnen erst einmal eine grundlegende Basis in der Sprache verschaffen
möchte, damit sie dem Unterricht besser folgen können (im Moment verstehen sie
höchstens Mathe ein bisschen). Ich bin immer noch dabei meine
Unterrichtsmethoden zu verbessern, bin aber auch für jede Idee Eurerseits
dankbar – es ist nämlich gar nicht so einfach eine Sprache so beizubringen,
dass der restliche Unterricht verstanden wird. Anfangs hatte ich noch ein paar
Probleme im Sekundentakt zwischen Englisch und Französisch hin und her zu
switchen, aber mittlerweile läuft das ganz gut. Die frankophone Bibliothekarin
kommt mir auch ab und an zur Hilfe.
Zu den Lehrern habe ich
jetzt auch einen viel besseren Draht. Ich habe zwar meine Lieblingslehrer (Z.B.
Mme Emma, sie ist ein bisschen wie eine Mami und ich kann ihr sehr gut
vertrauen und Mister Edwin – die einzigen beiden, wo ich sicher sein kann, dass
sie nie schlagen würden), aber mit jedem einzelnen Lehrer komme ich nun gut
zurecht und habe auch einen persönlichen Draht, was ich mir anfangs absolut
nicht vorstellen konnte, da gerade die Frauen (das Lehrerkollegium wird eigtl
nur von Frauen dominiert… sagen wir im Verhältnis 20:4) etwas misstrauisch
waren. Da habe ich den anderen Freiwilligen etwas voraus, was aber auch einfach
daran liegt, dass ich sehr darauf achte niemanden zu vernachlässigen und jedem
mal im Unterricht beim korrigieren zu helfen, oder auch einfach nur aus
Interesse in den Pausen zum Quatschen vorbeizukommen und an ihrem Leben
teilzunehmen.
Ich schweife schon wieder ab.
Also weiter mit den letzten Ereignissen:
Die amerikanische
Präsidentschaftswahl wurde ein großes Ereignis hier… zum einen vielleicht, da
wir Rachel unter uns haben, zum anderen, weil ich brennend interessiert war und
aber auch weil sich eine Neuigkeit in unserer Schule wie ein Lauffeuer
verbreiten kann. Jedenfalls habe ich zwei Tage vor der Wahl mit Mme Bessem
(Klasse 1-Lehrerin) den Beschluss gefasst einen Obama-Fan-Club zu gründen. Am
nächsten Tag malten wir Poster und ich konnte zahlreiche weitere Schüler und
Lehrer (sogar Driver der Schule) motivieren mitzumachen. Manchmal musste man
dann erstmal erklären wer Obama ist, aber am Ende hatten wir quasi die ganze
Schule im Nacken. Fast alle die etwas Ahnung hatten waren hier in meiner
Umgebung für Obama. Ich habe höchstens Schlechtes wegen seiner
Homosexualitäts-Kampagne gehört, konnte dann aber mit noch mehr schlechten
Stories von Romnies Seite kontern und
sie davon überzeugen, dass die Einstellung zu Armut und zur Mittelschicht
(breitere Masse der Bevölkerung hier wie Ihr Euch vorstellen könnt) doch
weitaus wichtiger ist. In der Wahlnacht hat keiner der Freiwilligen ein Auge
zugetan und wir haben alles bei der Familie des Chefs auf einer großen Leinwand
verfolgen können.
Noch zum Projekt: Das
School-on-wheels-Programm hat nun finally begonnen… es findet nun 4x die Woche
in 4 unterschiedlichen Dörfern in Buea statt. Jeder Freiwillige geht ca. 1-2x
momentan und gibt Kindern unterschiedlichster Klassen Mathe- und
Englischnachhilfe. Oft sind es Waisenkinder, oder auch Kinder von anderen
Schulen, die unterrichtet werden. Bis jetzt macht es viel Spaß, schade ist nur,
dass wir meist keine Tische haben und wenig Schulutensilien. Auch die Lehrer
werden nicht vergütet, sodass es noch an ihrer Motivation und Bereitschaft
mangelt. Aber das alles soll verbessert werden.
Hatte ich schon von Miracle
erzählt? Sie ist die 2 Monate alte Tochter des Chief-Schoolbusdrivers, Aloys,
die ich in meinen ersten Wochen kennengelernt habe. Ich besuche sie regelmäßig,
da Aloys auch direkt neben der Schule wohnt. Mittlerweile gehöre ich schon
quasi zur Familie, habe die Oma kennengelernt und bin im persönlichen Fotoalbum
verewigt =). Aber das Süßeste ist, dass sie ihr dann meinen Namen Louisa
gegeben haben und sie seitdem tatsächlich als Miracle Louisa bekannt ist! Das
Mädchen ist unglaublich süß und die Mutter Dina auch eine Liebe. Ihr bringe ich
deutsche Kinderlieder bei, da sie möchte, dass Miracle irgendwann mal
Deutschland besuchen kommt. Vielleicht wird sie so was wie eine Art Patenkind
von mir hehe.
Traurig ist, dass der
Ehemann von Mme Béatrice (Lehrerin in Jamadianle) vor Kurzem gestorben ist. Gerade
5 Monate zuvor hatten die beiden geheiratet, was meine Vorgängerin Amelie auch
alles hautnah miterleben durfte. Er hatte einfach Typhus und Malaria zusammen
(ziemlich häufig hier), wurde dann zusätzlich falsch auf Asthma behandelt, was
sein Körper dann nicht mehr mitgemacht hat. Sowas passiert hier viel zu häufig,
deshalb nehme ich jede Krankheit in meinem Bekanntenkreis auch sehr ernst. Es
ist unglaublich wie viele Waisen es gibt. Mr. Orock, mein Chef, z.B. hat ja
auch 5 Kinder aus seiner Familie adoptiert, da die meisten seiner Geschwister
gestorben sind. Oft mangelt es dann an Geld für die Behandlung, oder es gibt
falsche bzw. gar keine Diagnosen. Das macht einen sehr traurig.
Hannah, die Freiwillige,
die mit mir zusammen wohnt, arbeitet in der School for the Deaf. Es ist echt
unglaublich wie viele Kinder hier nicht hören und richtig sprechen können,
aber oft wird nichts direkt unternommen.
Logopäden gibt es auch keine, sodass sich schwerwiegende Sprachfehler viel
schneller entwickeln können.