Chercher le bonheur sans écraser les autres.

Dem Blog liegt meine subjektive Wahrnehmung zu Grunde - ich werde mein Bestes geben, um keine Stereotype und Klischees zu bedienen. Doch kann ich hier nur ein begrenztes Bild von Kamerun wiedergeben und spreche keinesfalls für ganz Afrika... N'oublions pas la diversité!

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Last but not Least!



Last but not Least!
(meine neue Blog-Kategorie, die ich einführen möchte für interessante Unterschiede oder Auffälligkeiten, die ich Euch gerne mitgeben möchte)

-         Es gibt hier nirgendwo Straßen. Das mag dem ein oder anderem schon aufgefallen sein, wenn Ihr mich nach meiner Adresse gefragt habt und ich nur eine Postbox angeben konnte. Die Bezirke haben demnach eine viel größere Wichtigkeit und gliedern sich wiederum in viele kleinere unter. Witzig wird es dann, wenn man wie z.B. eine Lehrerin an meiner Schule einen Bankaccount eröffnen möchte und dafür aber gewisse Kontaktangaben machen muss… meist endet solch eine schöne Situation damit, dass die betroffene Person ihre künstlerischen Fähigkeiten ausbauen darf, indem sie eine Skizze ihrer Umgebung zeichnet. Man  orientiert sich dann teils an auffälligen Pflanzen, kleinen Lebensmittelstores oder zählt die Kreuzungen bis zum Haus von der Hauptstraße bzw. großen Treffpunkten wie Kirche, Post Office oder ähnliches ab.

-         BMT, die berühmt berüchtigte „Black Man Time“ (von den Kamerunern oder allgemein Afrikanern erfundener Ausdruck!). Bevor ich hierhin kam wurde mir schon zigmal nahegelegt mich in Geduldigkeit zu verbessern, da ja jeder das Klischee kennt, in Afrika gehe alles viel langsamer: „In Europa haben sie die Uhr und in Afrika die Zeit“. Tja es hat sich bewahrheitet und zwar in großem Stil… Wie ich euch meines Erachtens schon mal berichtet habe beginnt selbst die Schule nicht on time. Der eigentlich auf 8h angesetzte Unterricht kann frühestens ab halb 9h oder kurz vor 9h beginnen, da gegen 8h erst die Schulbusse losfahren, die die Kinder sowie Lehrer zur Schule hochfahren. Vor 2 Wochen waren Laura und ich auf einer kulturellen Feier der Manyu („Stamm“ aus Mamfé). Auf der Einladung stand „Time: 12:00 pm PROMPT!“. Tja, Laura und ich waren dann auch um 12pm prompt da, wie es uns befohlen wurde, doch leider hat die Feier dann tatsächlich erst um 18:00h angefangen – eine Unverschämtheit, wenn man bedenkt dass vorher noch gaar nichts los war. Beschwerdegrund für viele kamerunische Mitwartende war dann vor allem, dass kein Essen da war, denn Essen ist hier so ungefähr das Ein und Alles bei jedem Anlass. Unser Chef Mr. Orock macht das dann immer ganz geschickt und lässt sich von seinem persönlichen Driver erst dann zum Event fahren, wenn er telefonisch abgeklärt hat, dass alle wichtigen Leute eingetroffen sind und die Veranstaltung also losgehen kann. Dies geht natürlich nur, weil er selbst angesehen genug ist.
Gestern waren wir das erste Mal auf einem kamerunischen Musikkonzert (relativ selten, da hier fast überall nur nigerianische Popmusik gehört wird). Auf dem Ticket stand 18:30h. Unsere Gruppe von Freiwilligen und kamerunischen Freunden geht in der Erwartung, dass in den ersten 3 Stunden eh noch nichts läuft, erst um 21:00h hin und wir werden ein bisschen belächelt als man uns klar macht, dass es sich noch mind. um 1-2 Stunden handelt. (Hauptgrund war anscheinend, dass erst ungefähr ein Fünftel der Karten verkauft wurde, da muss man halt noch ein paar Stunden Werbung dazwischen schieben haha).
Achja, die Kameruner. Man kann diesen Unterschied im Zeitgefühl schon mit Humor nehmen, aber passt sich auch ganz gut an. Jeder, der mich aus Deutschland kennt, weiß, dass ich ohnehin gerne dazu neige das Haus um die Uhrzeit zu verlassen, zu der ich eigentlich schon am anderen Ende der Stadt sein soll. So dürft ihr euch gerne schon mal auf eine Lara mit afrikanischem Zeitgefühl gefasst machen ;-) .


-         Anfangs habe ich Manches stark unterschätzt und gedacht „es gibt da drüben doch nichts“. Wenn ich mich z.B. mal versuche wieder in meine allererste Woche in Kamerun reinzudenken, dann fällt mir auf, dass ich doch sehr erstaunt war, als unser Koodinator mit sehr guten Schuhen daher kam. Es ist vielleicht lächerlich, aber ich hatte doch wirklich so in etwa die Vorstellung, dass es hier hauptsächlich Second-Hand-Ware gibt. Auch wurde uns auf dem Vorbereitungsseminar ein Film über den Markthandel in Afrika gezeigt und wir haben gesehen, dass unsere Altkleidersammlungen dann an Marktfrauen z.B. auch in Kamerun weiterverkauft werden. So kam irgendwie mein skurriles Bild zustande, dass es hier keine modernen und guten Klamotten auf den Märkten gäbe. Gut, an der Qualität ist teils wirklich zu zweifeln, aber man findet hier nicht nur Einzelstücke von guten Marken aus Europa oder Amerika.
Auch überrascht war ich, dass man in Buea in den kleinen Straßenstores alles finden kann wie z.B. technische Geräte, Kosmetika etc. Oft bleibt es aber auch importierte billigere Ware, die nicht so lange hält (wie Handys etc. aus China).
Wir haben einen winzigen extrem überteuerten Supermarkt „Heartland“ in der Stadt, den man sich eigentlich echt nicht leisten kann. An Christmasschmuck wird dort nicht gespart, es ist sauber und alles, aber man findet dann doch gar keine Menschen dort drin oder vereinzelt einen weißen Menschen. (Verzeiht mir, dass ich in der politisch inkorrekten „Weiße“- und „Schwarze“-Sprache spreche, aber das gewöhnt man sich hier viel zu schnell an, wenn man die ganze Zeit nur die namenlose Weiße ist und die Kameruner sich auch nicht die Mühe machen andere Begriffe zu verwenden.)

-         Die Kinder hier haben alle unterschiedliche Schulrucksäcke, meist aus China mit vielen Serien (wie High School Musical oder so) und Stars drauf. So kommt es auch, dass Jungs oft rosafarbene Blümchen- oder Barbie-Schulränzen haben und niemand sich dafür schämt. Ich bekomme hier generell das Gefühl, dass hier eine große Vielfalt herrscht, was Klamotten und Dinge des täglichen Gebrauchs angeht: Marken dominieren nicht so sehr wie in Europa, auch wenn 20-jährige Jungs hier beispielsweise dennoch gerne WATA BI-Cappies tragen.
Witzig ist auch, dass mit Schrift bedruckte T-shirts ziemlich cool kommen, aber die Leute selbst nie wissen, was eigentlich drauf steht, da es meist auf deutsch, niederländisch, oder chinesisch ist. Gestern auf dem Konzert trug ein Junge eins mit „Strafe muss sein!“ und dachte es sei ein romantischer Spruch.

-         Vor ein paar Tagen war ich im Friseursalon und habe festgestellt, dass das hier ein ganz ansehnlicher Beruf ist… Ca. 15.000 CFA (= ca. 22 Euro) Tageseinkommen, während die Lehrer bei uns an der Privatschule 25.000 (= ca. 37 Euro) -30.000 CFA (Head teacher) IM MONAT bekommen! Das muss man sich mal vorstellen. Es ist auch ganz merkwürdig, aber Lehrer an Privatschulen verdienen weniger als an staatlichen, was damit zusammenhängt, dass die besseren und erfahrensten an die staatlichen Schulen kommen. Gerade nach dem Studium hat ein Lehramtsstudent eigentlich noch gar keine Chance an den Governent Schools genommen zu werden. Nach mehreren Jahren im Dienst ändert sich das dann mit sehr viel Glück vielleicht. Auch fangen die meisten automatisch erstmal in der Nursery School mit unterrichten an.
Kindergarten ist hier schon wie eine Art Schule aufgebaut. Die Kinder lernen spielerisch die Zahlen, Farben, Buchstaben, und Zusammenhänge von Bildern und Mustern zu erschließen. In Deutschland ist Kindergarten und Grundschule in meinen Augen viel unabhängiger voneinander und die erste Klasse baut nicht wirklich auf dem Kindergarten auf. Hier soll man 3-4 Jahre Nursery School-„Unterricht“ gehabt haben und es gibt sogar Examen mit Noten für die Kinder. Ich kenne noch nicht mal aus meiner Grundschulzeit Noten, da bis zur 4. Klasse nur mit Kommentaren bewertet wurde!

-         Häufig werde ich als „Maitisse“ bezeichnet, da die Menschen mich auf Grund meiner nicht ganz weißen Haut manchmal für eine Halbafrikanerin halten. Nachvollziehen konnte ich das anfangs zwar noch gar nicht (in Europa gehe ich zwar des Öfteren als Südländerin aus Frankreich oder Italien durch, aber afrikanisch seh ich nun wirklich nicht aus), doch dann habe ich die ein oder anderen „fale babies“ gesehen. Ihre Hautfarbe ähnelt meiner dann tatsächlich.
Vor zwei Tagen habe ich mir meine Haare in einem afrikanischen Style an den Kopf flechten lassen (sie nennen es hier „Ghana brick/brack“ oder so), sodass sich der Maitisse-Eindruck der Leute auf der Straße verstärkt, was ich aber ganz witzig finde. Ich erfinde mir dann ab und an vor Fremden, die mich eh nicht kennen, eine neue Identität und gehe als kamerunisch-französiche Freiwillige durch (für französisch werde ich eh gehalten, da sie sich anders nicht erklären können, dass mein französisch so gut sei).