Last
but not Least!
(meine
neue Blog-Kategorie, die ich einführen möchte für interessante Unterschiede
oder Auffälligkeiten, die ich Euch gerne mitgeben möchte)
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Es gibt hier
nirgendwo Straßen. Das mag dem ein oder anderem schon aufgefallen sein, wenn
Ihr mich nach meiner Adresse gefragt habt und ich nur eine Postbox angeben
konnte. Die Bezirke haben demnach eine viel größere Wichtigkeit und gliedern
sich wiederum in viele kleinere unter. Witzig wird es dann, wenn man wie z.B.
eine Lehrerin an meiner Schule einen Bankaccount eröffnen möchte und dafür aber
gewisse Kontaktangaben machen muss… meist endet solch eine schöne Situation
damit, dass die betroffene Person ihre künstlerischen Fähigkeiten ausbauen
darf, indem sie eine Skizze ihrer Umgebung zeichnet. Man orientiert sich dann teils an auffälligen
Pflanzen, kleinen Lebensmittelstores oder zählt die Kreuzungen bis zum Haus von
der Hauptstraße bzw. großen Treffpunkten wie Kirche, Post Office oder ähnliches
ab.
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BMT, die
berühmt berüchtigte „Black Man Time“ (von den Kamerunern oder allgemein
Afrikanern erfundener Ausdruck!). Bevor ich hierhin kam wurde mir schon zigmal
nahegelegt mich in Geduldigkeit zu verbessern, da ja jeder das Klischee kennt,
in Afrika gehe alles viel langsamer: „In Europa haben sie die Uhr und in Afrika
die Zeit“. Tja es hat sich bewahrheitet und zwar in großem Stil… Wie ich euch
meines Erachtens schon mal berichtet habe beginnt selbst die Schule nicht on
time. Der eigentlich auf 8h angesetzte Unterricht kann frühestens ab halb 9h
oder kurz vor 9h beginnen, da gegen 8h erst die Schulbusse losfahren, die die
Kinder sowie Lehrer zur Schule hochfahren. Vor 2 Wochen waren Laura und ich auf
einer kulturellen Feier der Manyu („Stamm“ aus Mamfé). Auf der Einladung stand
„Time: 12:00 pm PROMPT!“. Tja, Laura und ich waren dann auch um 12pm prompt da,
wie es uns befohlen wurde, doch leider hat die Feier dann tatsächlich erst um
18:00h angefangen – eine Unverschämtheit, wenn man bedenkt dass vorher noch
gaar nichts los war. Beschwerdegrund für viele kamerunische Mitwartende war
dann vor allem, dass kein Essen da war, denn Essen ist hier so ungefähr das Ein
und Alles bei jedem Anlass. Unser Chef Mr. Orock macht das dann immer ganz
geschickt und lässt sich von seinem persönlichen Driver erst dann zum Event
fahren, wenn er telefonisch abgeklärt hat, dass alle wichtigen Leute
eingetroffen sind und die Veranstaltung also losgehen kann. Dies geht natürlich
nur, weil er selbst angesehen genug ist.
Gestern
waren wir das erste Mal auf einem kamerunischen Musikkonzert (relativ selten,
da hier fast überall nur nigerianische Popmusik gehört wird). Auf dem Ticket
stand 18:30h. Unsere Gruppe von Freiwilligen und kamerunischen Freunden geht in
der Erwartung, dass in den ersten 3 Stunden eh noch nichts läuft, erst um 21:00h
hin und wir werden ein bisschen belächelt als man uns klar macht, dass es sich
noch mind. um 1-2 Stunden handelt. (Hauptgrund war anscheinend, dass erst
ungefähr ein Fünftel der Karten verkauft wurde, da muss man halt noch ein paar
Stunden Werbung dazwischen schieben haha).
Achja,
die Kameruner. Man kann diesen Unterschied im Zeitgefühl schon mit Humor
nehmen, aber passt sich auch ganz gut an. Jeder, der mich aus Deutschland
kennt, weiß, dass ich ohnehin gerne dazu neige das Haus um die Uhrzeit zu verlassen,
zu der ich eigentlich schon am anderen Ende der Stadt sein soll. So dürft ihr euch
gerne schon mal auf eine Lara mit afrikanischem Zeitgefühl gefasst machen ;-) .
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Anfangs habe
ich Manches stark unterschätzt und gedacht „es gibt da drüben doch nichts“.
Wenn ich mich z.B. mal versuche wieder in meine allererste Woche in Kamerun
reinzudenken, dann fällt mir auf, dass ich doch sehr erstaunt war, als unser
Koodinator mit sehr guten Schuhen daher kam. Es ist vielleicht lächerlich, aber
ich hatte doch wirklich so in etwa die Vorstellung, dass es hier hauptsächlich
Second-Hand-Ware gibt. Auch wurde uns auf dem Vorbereitungsseminar ein Film
über den Markthandel in Afrika gezeigt und wir haben gesehen, dass unsere
Altkleidersammlungen dann an Marktfrauen z.B. auch in Kamerun weiterverkauft
werden. So kam irgendwie mein skurriles Bild zustande, dass es hier keine
modernen und guten Klamotten auf den Märkten gäbe. Gut, an der Qualität ist
teils wirklich zu zweifeln, aber man findet hier nicht nur Einzelstücke von
guten Marken aus Europa oder Amerika.
Auch
überrascht war ich, dass man in Buea in den kleinen Straßenstores alles finden
kann wie z.B. technische Geräte, Kosmetika etc. Oft bleibt es aber auch
importierte billigere Ware, die nicht so lange hält (wie Handys etc. aus
China).
Wir
haben einen winzigen extrem überteuerten Supermarkt „Heartland“ in der Stadt,
den man sich eigentlich echt nicht leisten kann. An Christmasschmuck wird dort
nicht gespart, es ist sauber und alles, aber man findet dann doch gar keine
Menschen dort drin oder vereinzelt einen weißen Menschen. (Verzeiht mir, dass
ich in der politisch inkorrekten „Weiße“- und „Schwarze“-Sprache spreche, aber
das gewöhnt man sich hier viel zu schnell an, wenn man die ganze Zeit nur die
namenlose Weiße ist und die Kameruner sich auch nicht die Mühe machen andere
Begriffe zu verwenden.)
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Die Kinder
hier haben alle unterschiedliche Schulrucksäcke, meist aus China mit vielen
Serien (wie High School Musical oder so) und Stars drauf. So kommt es auch,
dass Jungs oft rosafarbene Blümchen- oder Barbie-Schulränzen haben und niemand
sich dafür schämt. Ich bekomme hier generell das Gefühl, dass hier eine große
Vielfalt herrscht, was Klamotten und Dinge des täglichen Gebrauchs angeht:
Marken dominieren nicht so sehr wie in Europa, auch wenn 20-jährige Jungs hier
beispielsweise dennoch gerne WATA BI-Cappies tragen.
Witzig
ist auch, dass mit Schrift bedruckte T-shirts ziemlich cool kommen, aber die
Leute selbst nie wissen, was eigentlich drauf steht, da es meist auf deutsch,
niederländisch, oder chinesisch ist. Gestern auf dem Konzert trug ein Junge
eins mit „Strafe muss sein!“ und dachte es sei ein romantischer Spruch.
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Vor ein paar
Tagen war ich im Friseursalon und habe festgestellt, dass das hier ein ganz
ansehnlicher Beruf ist… Ca. 15.000 CFA (= ca. 22 Euro) Tageseinkommen, während
die Lehrer bei uns an der Privatschule 25.000 (= ca. 37 Euro) -30.000 CFA (Head
teacher) IM MONAT bekommen! Das muss man sich mal vorstellen. Es ist auch ganz
merkwürdig, aber Lehrer an Privatschulen verdienen weniger als an staatlichen,
was damit zusammenhängt, dass die besseren und erfahrensten an die staatlichen
Schulen kommen. Gerade nach dem Studium hat ein Lehramtsstudent eigentlich noch
gar keine Chance an den Governent Schools genommen zu werden. Nach mehreren
Jahren im Dienst ändert sich das dann mit sehr viel Glück vielleicht. Auch
fangen die meisten automatisch erstmal in der Nursery School mit unterrichten
an.
Kindergarten
ist hier schon wie eine Art Schule aufgebaut. Die Kinder lernen spielerisch die
Zahlen, Farben, Buchstaben, und Zusammenhänge von Bildern und Mustern zu
erschließen. In Deutschland ist Kindergarten und Grundschule in meinen Augen
viel unabhängiger voneinander und die erste Klasse baut nicht wirklich auf dem
Kindergarten auf. Hier soll man 3-4 Jahre Nursery School-„Unterricht“ gehabt
haben und es gibt sogar Examen mit Noten für die Kinder. Ich kenne noch nicht
mal aus meiner Grundschulzeit Noten, da bis zur 4. Klasse nur mit Kommentaren
bewertet wurde!
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Häufig werde
ich als „Maitisse“ bezeichnet, da die Menschen mich auf Grund meiner nicht ganz
weißen Haut manchmal für eine Halbafrikanerin halten. Nachvollziehen konnte ich
das anfangs zwar noch gar nicht (in Europa gehe ich zwar des Öfteren als
Südländerin aus Frankreich oder Italien durch, aber afrikanisch seh ich nun
wirklich nicht aus), doch dann habe ich die ein oder anderen „fale babies“
gesehen. Ihre Hautfarbe ähnelt meiner dann tatsächlich.
Vor
zwei Tagen habe ich mir meine Haare in einem afrikanischen Style an den Kopf
flechten lassen (sie nennen es hier „Ghana brick/brack“ oder so), sodass sich
der Maitisse-Eindruck der Leute auf der Straße verstärkt, was ich aber ganz
witzig finde. Ich erfinde mir dann ab und an vor Fremden, die mich eh nicht
kennen, eine neue Identität und gehe als kamerunisch-französiche Freiwillige durch
(für französisch werde ich eh gehalten, da sie sich anders nicht erklären
können, dass mein französisch so gut sei).