It’s Buea now und mir gefällt’s gut! 7 Tage habe ich in dieser Stadt nun schon verbracht, und so langsam fühle ich mich doch tatsächlich in der Lage, sie meine Heimatstadt zu nennen.
Ich fühle mich wohl, die
Freiwilligen-WG ist sehr entspannt – Hannah und Yannick (beides Deutsche und
Letzterer ist mein Projektpartner) sind sehr nett, auch Yohe, der Japaner, der
leider nur noch 2 Wochen bleiben wird. Aber dann kommen neue Freiwillige, denn
wir haben auch noch ein Nachbar-Appartment, in das vor zwei Tagen bereits eine
Amerikanerin namens Rachel gezogen ist.
Vielleicht fahre ich aber
erst einmal weiter chronologisch fort…
Unser Seminar in Yaoundé
endete mit einem kamerunischen Restaurantbesuch (ich lernte dort den
wunderbaren Cassoroles-Saft kennen) und einem anschließenden Abend bei unserem
Mentor André zu Hause. Wir machten einen Trommelkurs (u.a. Djembé) bei Shegall,
ein sehr talentierter und vielseitiger Künstler, einen Tanzkurs, der wohl eher
wie eine Lachnummer wirkte, uns aber sehr viel Spaß bereitete und wurden
anschließend am letzten Tag unseren Tutoren, die uns ein Jahr durch Projekt und
Wohnort begleiten werden, vorgestellt. Mein Tutor heißt Agbor Divine, wir
nennen ihn nur Divine. Er ist ein entspannter Typ, auch wenn ich ihn am Anfang
unterschätzt habe. Er gibt sich verdammt viel Mühe und auch das Gefühl stets
willkommen zu sein.
Am Dienstag, dem 10.
September hieß es dann erstmal vorläufigen Abschied von den anderen Freiwilligen
nehmen, da wir alle in die unterschiedlichsten Ecken Kameruns zu unseren
Einsatzorten gebracht wurden (neben Buea ging es für manche nach Limbe,
Bamenda, Bafoussam, Bamenda, Yaoundé,
Mbalmayo). Die ca. 6-stündige Busfahrt
von Yaoundé über Douala nach Buea war sehr spannend und die Landschaft einfach
nur enorm. Neben mir saß ein Kameruner, der schon fleißig englisch lernte, um
in seinem neuen Arbeitsort (englischsprachig) zu recht zu kommen. Wenn man
Hunger bekam, musste man einfach nur das Fenster aufmachen und passend
Kleingeld heraushalten, da unzählige Marktfrauen mit Lebensmittelkörben auf den
Köpfen herumliefen – Plantains (getrocknete Bananen), Coconuts, Schnecken, Top
(Art Fanta)…
Als wir dann endlich in Buea
ankamen brachte mich mein Tutor als allererstes zur Familie meines Chefs, Mr.
Orock. Dort gab es Lunch und mir wurden ein paar zu viele Geschwister
vorgestellt – die Hälfte sind allerdings „nur“ Cousins und Cousinen. Später,
nachdem die anderen Freiwilligen mich begrüßt hatten, gingen wir das allererste
Mal zum Markt hier, wo ich mich mit reichlich Früchten eingedeckt habe.
Mein erster Schultag kam… (Auf
die Jamadianle School an sich werde ich später eingehen.) Ich durfte dem
Unterricht in den drei ersten Klassen beiwohnen, lernte die frankophone (mein
Glück!) Bibliothekarin Madame Érika kennen und durfte die Lesekenntnisse der
älteren Schüler testen, damit wir in der Library wissen, für wen welche Bücher
geeignet sind. Beim anschließenden Buea Town-Marktbesuch stellte ich fest, dass
es schon gewisse Unterschiede zu Yaoundé gibt. Man wird zwar auch mit vielen
Angeboten überhäuft, aber es ist weitaus angenehmer als in der Riesengroßstadt.
In den folgenden Tagen habe
ich erstmal mein Zimmer eingerichtet (es sieht mittlerweile richtig wohnlich
aus, und auch wenn die, die mich kennen, es nicht fassen werden: ES IST
ORDENTLICH!). Wir hatten auch schon den ersten Wine-Coconut-Candlelight-Abend
unter uns Freiwilligen, sehr romantisch, also ganz mein Fall =). Den ersten
richtigen kamerunischen Club-Besuch habe ich auch schon hinter mir, denn
Donnerstag sind wir ins Jupiter gegangen, da Lady’s Night war und wir dementsprechend
nichts bezahlen mussten. Mir persönlich macht das Tanzen hier noch mal mehr
Spaß als in Deutschland, da die Musik so genial ist – oftmals ein Mix aus
traditionellerer afrikanischer Musik und nigerianischer/kamerunischer Popmusik
(ich werde versuchen unten im Blog ein Musik-Tipp-Gadget einzurichten, damit
Ihr in Europa auch ein bisschen kamerunischen Flair spüren könnt).
Am spannendsten wurde es zum
Wochenende hin. Unsere WG tat sich mit allen anderen deutschen Freiwilligen aus
Buea und der Umgebung (Limbe, Douala) zusammen und wir machten einen Ausflug
ins Nachbardorf namens Tole. Dort gibt es einen wunderschönen Wasserfall. Aber
alleine die fast 2-stündige Wanderung wäre die Mühe schon wert gewesen! Die
Landschaft war unbeschreiblich. Der Südwesten ist einfach soo grün, aber ein
ganz anderes Grün als wir es aus Europa kennen. Palmen und viele weitere
Pflanzen breiten sich kilometerweit aus und man fühlt sich frei. Leider hatten
wir ziemliches Pech mit dem Wetter. Es hat geschüttet wie sonst was. Aber wir
waren ganz gut gewappnet. Ich hatte jedenfalls meine wunderschönen Gummistiefel
und Regenjacke an und wurde daher auch mit etwas argwöhnischen Blicken von
Kamerunern bedacht.
Nach dem wir heimgekommen
waren, brachen wir nach Limbe in Richtung Atlantik auf. Das Meer ist wirklich nicht
weit von hier. Einmal angekommen aßen wir den weltbesten Fisch in einem kleinen
Restaurant. Ich bin von mir selbst auch ziemlich überrascht, da ich in Deutschland
nie gerne Fisch gegessen habe. Aber mit dem Maniok und einer krass scharfen
Soße war es sehr lecker!
In Limbe haben wir dann auch
übernachtet – ich war bei Franzi zu Gast, die sich mit einer jungen Kamerunerin
und derem Bruder eine WG teilt. Leider hatten wir am Sonntag abermals kein
Glück mit dem Wetter, sodass es keinen Sinn machte zum Strand zu fahren. Jetzt
habe ich also noch etwas worauf ich mich freuen kann wenn es übernächstes
Wochenende wieder nach Limbe geht.
Hier ist einfach schon so
viel passiert, obwohl ich doch gerade erst angekommen bin. Es ist ganz schwer
die tollen Erfahrungen und Erlebnisse einfach so runterzurasseln, ohne dass man
ihnen ihren Zauber nimmt.
Gestern hatte ich wieder mal
ein paar erste Male:
- Ich habe mich das erste Mal
an Handwäsche gewagt. Mein Tutor Divine hat mir ein paar Tipps gegeben und
schon jetzt habe ich das Gefühl ein Profi zu sein und frage mich warum
eigentlich Waschmaschinen erfunden wurden, wo man die Kleidung so fast sauberer
bekommt und einfach viel weniger Wasser verbraucht. Außerdem ist es auch ein
ganz netter Gemeinschaftsakt, wenn man auf der Terrasse sitzt, Nachbarn
vorbeischauen und man sich dabei angenehm zu der immerwährenden Straßenmusik
unterhält.
- Ich habe meine erste
Sportstunde gehalten (mit Yannick zusammen). Einen richtig großen Erfolg
konnten wir zwar noch nicht verzeichnen, aber ich denke es war sinnvoll, dass
wir auf die nächste Woche vorbereitet wurden. Das Problem ist einfach, dass wir
als Freiwillige nicht so sehr respektiert werden wie die Lehrer. Doch dies
ändert sich vielleicht noch. Unterschiedliche Faktoren spielen dort natürlich
auch mit rein. U.a. ist es so, dass ein paar Lehrer ihre Kinder schlagen und
die Schüler somit eher gehorchen. (Dies sind aber eher Einzelfälle, auch wenn
fast jeder Lehrer eine Art Peitschenstab mit sich herumträgt). Interessant ist
hierbei auch, dass die männlichen Lehrer (die deutlich in der Unterzahl sind)
viel harmloser mit den Schülern umgehen. Auf der anderen Seite ist es aber auch
so, dass die Kinder mich bisher eher noch als Spielpartner anstatt als Autorität
wahrnehmen, mich umarmen und ich ihnen in den Pausen oft Geschichten vorlese
etc. Es ist gar nicht so einfach das alles so voneinander zu trennen.
Aber die Kinder habe ich
schon am ersten Tag verdammt lieb gewonnen. Die meisten nennen mich „Auntie“,
andere „Madame“ (wie die meisten Lehrerinnen),selten auch „White Man“, aber
inzwischen wissen viele auch meinen Namen. Meist bin ich Louisa, da Lara mit
dem Namen jedes zweiten Mädchens (Clara) verwechselt wird und es exotischer in
ihren Ohren klingt. Am meisten mögen die Kinder meine Haare. Oft kommt es dazu,
dass 10 Kinder gleichzeitig meine Haare streicheln, oder wie neulich in Klasse
4 meine Haare flechten. Mal schauen wie lange meine Haare die wenigen Wäschen
und all die Strapazen aushalten =). Um zur Schule zu kommen, gehen wir
Freiwilligen zur Nursery School, die auch von UAC betrieben wird und warten mit
ca. 100 Kindern auf die kleinen Minibusse der Organisation. Wenn ich Glück
habe, darf ich direkt rein, wenn ich Kinder auf den Schoß nehme. Oft wartet man
aber auch 3/4 Busse ab (ca. eine Stunde) bis man hereingelassen wird. Somit
fängt der Unterricht von Seiten der Schüler UND der Lehrer oft erst um 9.00h
statt 8.00h an. Erst einmal war ich früh genug an der Schule, um am
morgendlichen Teacher’s Meeting teilnehmen zu können, bei dem der Head Teacher
und eine Person, die von der Regierung geschickt wird, Werte und Arbeitsformen
der Jamadianle School vortragen. Ich weiß nicht, ob ich bereits erwähnt habe,
dass die Schule eine Privatschule ist. Ich habe mich neulich mit einer Lehrerin
darüber unterhalten, was es in Kamerun für Unterschiede zu den staatlichen
Schulen gäbe – anscheinend ist dies hauptsächlich beim Unterrichtsmaterial (pro
Fach ein Heft!) und an den Lehrkräften (neben Klassenlehrern gibt es bei uns
auch Speziallehrer für Französisch, Sport, Computer und Nähunterricht) zu
erkennen. Jedenfalls achtet die Jamadianle School und UAC-Organisation sehr auf
ihr äußeres Erscheinungsbild. Überall an den Wänden der Schule sind Bilder
gemalt, Respektregeln hängen an so gut wie jeder Wand und es gibt einen
monatlich wechselnden moralischen Wert – für September ist es PEACE.
Gestern Nachmittag gab es das
erste Teacher-Parents-Meeting für Klasse 6. In einem Monat kommt dann auch eins
für die gesamte Schule, doch wurde dieses Treffen angesetzt, da Klasse 6 (in
der Primary School die Abschlussklasse) gut auf ihre Exams am Ende des
Schuljahrs vorbereitet werden muss, damit alle es schaffen, auf die Secondary
School zu wechseln.
Im Verlaufe der Reunion wurde
die Stimmung immer angespannter und die Stimmen lauter, da es sich fast
ausschließlich um finanzielle Dinge handelte. Es ist einfach so, dass viele
Eltern der Jamadianle-Kids gar keine Geldprobleme haben, da sie hier eher zur
reichen Schicht gehören. Andere wiederum können ihre Kinder nur mit Hilfe von
Stipendien (für begabte Kinder) auf die Schule schicken und sehen sich bei
jeden kleinen Kosten in ihrer Existenz bedroht.
Ich denke, dass ich mir bald
einmal einen Tag herausnehmen werde, um eine staatliche Schule zu besuchen.
Einfach, damit ich mir ein besseres Gesamtbild vom Schulsystem in Kamerun
machen kann.
Jetzt ist hier doch schon
wieder eine ganze Menge an Erzählungen von meinen unzähligen neuen Erlebnissen
und Erfahrungen zusammengekommen.
Ich hoffe, dass Ihr mit
diesen Blogeinträgen etwas anfangen könnt und habe mich auch über Eure
Antworten gefreut. Bis bald Ihr Lieben!
(Fotos sind im Blog nur sehr schwer hochzuladen, deshalb mache ich bald bei Facebook und Dropbox einen Ordner)